Wie können soziale Organisationen widerstandsfähiger, innovativer und attraktiver für Fachkräfte werden? Eine mögliche Antwort lautet: New Work – allerdings nur mit der Bereitschaft, umzudenken.
New Work ist mehr als mobiles Arbeiten oder der Einsatz digitaler Werkzeuge. Es steht für eine Abkehr von starren Hierarchien hin zu mehr Selbstorganisation, zu gemeinschaftlicher Führung und sinnvollen Aufgaben. Diese Grundsätze sind in der Sozialen Arbeit schon angelegt. Doch Fachkräftemangel, bürokratische Hürden, finanzielle Unsicherheiten und gesellschaftliche Herausforderungen machen es schwer, diese Prinzipien in moderne und ansprechende Arbeitsumgebungen zu übertragen.
Die Arbeitswelt muss sich aber verändern – aus gutem Grund: Flexible Modelle und mehr Mitbestimmung halten nicht nur Mitarbeitende, sondern ziehen auch Nachwuchskräfte an, die sich eine sinnvolle und lebensfreundliche Tätigkeit wünschen. Gleichzeitig müssen soziale Organisationen innovativer werden, um mit hoher Qualität auf immer komplexere Probleme reagieren zu können.
Kann das funktionieren? Ja, aber anders!
Natürlich lässt sich der Arbeitsalltag in Pflege, Kita oder Jugendhilfe nicht von heute auf morgen umkrempeln. Viele Tätigkeiten sind schlicht nicht ins Home-Office verlegbar. Auch Veränderungen in der Arbeitskultur benötigen Zeit. Doch New Work verlangt keinen radikalen Neustart. Es geht um schrittweise Anpassungen, zum Beispiel:
- Agile Projekte: Mehr Zusammenarbeit und Flexibilität in der Planung
- Flexible Arbeitszeiten: Entlastung durch anpassbare Modelle
- Digitalisierung: Vereinfachung administrativer Aufgaben, auch mit ethisch genutzter KI
- Neue Möglichkeiten für Remote-Arbeit: Beratung, Supervision und Dokumentation sind gute Kandidaten
Eine der größten Veränderungen betrifft hierbei die Führungskultur. Führungskräfte sollten nicht mehr als alleinige Entscheidungsinstanz auftreten, sondern als Begleiter*innen, die ihre Teams stärken. Sie schaffen Freiräume für selbstständiges Arbeiten, fördern den Wissensaustausch und unterstützen die persönliche Entwicklung ihrer Mitarbeitenden. Teams, die sich einbringen können, sind motivierter und widerstandsfähiger – Eigenschaften, die in der Sozialen Arbeit unverzichtbar sind.
Herausforderungen? Ja, aber machbar!
Der Weg zu New Work ist kein Selbstläufer. Er braucht Zeit, Geld und den Mut, Fehler zu machen. Widerstände wird es geben – von Mitarbeitenden und Führungskräften gleichermaßen. Doch Stillstand birgt das größere Risiko: Organisationen, die sich nicht an neue Anforderungen anpassen, gefährden ihre Zukunft und verlieren Fachkräfte. Stellen wir uns eine Soziale Arbeit vor, die flexibel, innovativ und menschlich ist:
- eigenverantwortliche Teams, unterstützt von moderner Technologie
- Arbeitszeitmodelle mit mehr Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Privatleben
- Führungskräfte, die begleiten statt kontrollieren
- Organisationen mit Offenheit für Mitgestaltung, neue Ideen, Weiterentwicklung und Fehlerkultur
New Work bietet die Chance, eine Arbeitswelt zu schaffen, die für alle sinnvoll bleibt: für die Mitarbeitenden, die Organisationen und die Menschen, die ihre Unterstützung benötigen. New Work ist kein starres Konzept, sondern ein Prozess. Wer ihn aktiv gestaltet, verbessert die Zufriedenheit der Beschäftigten, steigert die Qualität der Angebote und wird attraktiver für Fachkräfte. Es braucht nur eins: den Mut, den ersten Schritt zu machen.
WEITER – Transformation durch Weiterbildung ist ein Projekt der parikom gGmbH. Es entwickelt neue Konzepte für die Weiterbildung in der Sozialen Arbeit und gibt sozialen Organisationen Impulse zur Bewältigung von Transformationsaufgaben.
Kontakt:
Karolin Amlung (Projektleitung WEITER, Referat Weiterbildung)
Tel.: 0351 - 828 71 430
E-Mail: karolin.amlung(at)parikom.de
Der Beitrag erschien zuerst in der März-Ausgabe 2025 des Magazins anspiel.