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Flüchtlingshilfe nicht auf dem Rücken des Ehrenamts austragen

Pressekonferenz zum Wohlfahrtsbericht 2015 in Dresden, Petersen, AWO, Schönfeld, Diakonie, Unger, DRK

Mit ihren über 100.000 hauptamtlichen Mitarbeitern können die sächsischen Verbände der Freien Wohlfahrtspflege (Liga) wie kaum eine andere Institution im Freistaat die Arbeit mit hilfsbedürftigen Menschen beurteilen – so auch mit Flüchtlingen. Neben den Kommunen sind die Wohlfahrtsverbände verlässliche Partner in der Versorgung von Flüchtlingen und übernehmen Aufgaben angefangen bei der Betreuung von Erstaufnahmeeinrichtungen über Flüchtlingssozialarbeit und Beratungsstellen bis hin zur Betreuung von Flüchtlingskindern in Kitas. Darüber hinaus sind die Wohlfahrtsverbände auch Arbeitgeber und beschäftigen Flüchtlinge beispielsweise als Freiwilligendienstleistende, Praktikanten oder als normale Arbeitnehmer.

Erfreulicherweise helfen viele sächsische Bürger ehrenamtlich bei der wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe der Integration mit. „Dies erfüllt uns mit tiefer Dankbarkeit. Jedoch können Ehrenamtliche nicht die Aufgaben der Hauptamtlichen übernehmen, sondern diese allenfalls unterstützen und ergänzen“, so Oberkirchenrat und Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, Christian Schönfeld bei der heutigen Vorstellung des 8. Wohlfahrtsberichtes in Dresden.

Im Hauptamt wiederum stoßen die sächsischen Wohlfahrtsverbände aufgrund der rapide gestiegenen Flüchtlingszahlen an ihre Belastungsgrenzen – so beispielsweise in ihren Migrationsberatungsstellen und Kitas, in denen Flüchtlingskinder aufgenommen werden. „Ein Bekenntnis zur Integration sollte von staatlicher Stelle demnach auch heißen, die nötigen zusätzlichen hauptamtlichen Stellen als Voraussetzung dafür zu schaffen.“, so Karlheinz Petersen, Landesgchäftsführer der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Sachsen und amtierender Ligavorsitzender. Zudem müsse die Kooperation mit staatlichen Stellen weiter optimiert werden. „Insbesondere von Jugendämtern, Jobcentern, Bildungsagenturen und Ausländerbehörden müssen die Wohlfahrtsverbände als Kooperationspartner erkannt werden“, betonte Schönfeld, denn die Integrationserfolge unserer Gesellschaft entstehen im Zusammenspiel aller.

Was die Liga der Freien Wohlfahrtspflege des weiterem empfiehlt:

  • Die Integration von Flüchtlingen, von Einwanderern – noch dazu aus völlig anderen Kulturkreisen – ist eine große Herausforderung. Sie schafft Probleme und löst Ängste aus. Umso wichtiger ist eine Politik, die deutlich macht: „So können wir es schaffen!
  • Integration ist eine Aufgabe aller Bereiche, aller Institutionen  – wir brauchen abgestimmte Konzepte, wo das Land in ca. einem, fünf oder zehn Jahren in Sachen Bildungs-, Arbeitsmarkt- und Wohnungsbaupolitik sein will. Diese Konzepte müssen gut kommuniziert werden, so dass die Bevölkerung sie nachvollziehen und mittragen kann.
  • Jetzt Geld einsetzen, heißt Folgekosten zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Konkret: In das Asylsystem incl. Asylverfahrensberatung mit mehr Fachkräften investieren: Qualitätssteigerung und Zeitersparnis sorgen für rechtssichere und schnelle Verfahren.
  • Es sollte zudem in alle Integrationsdienste wie Migrationsfachdienste, Flüchtlingssozialarbeit und Jugendmigrationsdienste investiert werden.
  • Flüchtlingen sollte der Zugang zu Arbeit durch niedrigschwellige Angebote erleichtert werden, um beispielsweise durch einen Freiwilligendienst den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu schaffen. Flüchtlinge könnten zudem als Arbeitskräfte in Mangelberufen qualifiziert werden.
  • Für Ehrenamtliche sollten ausfinanzierte Koordinationsstellen geschaffen werden. Ohne Ehrenamtliche wäre die Flüchtlingshilfe längst nicht mehr vorstellbar.
  • Programme gegen Diskriminierung und Rassismus müssen aufgestockt werden.
  • Flüchtlinge und v.a. Flüchtlingsfamilien sollten dezentral untergebracht und in den örtlichen Sozialraum eingebunden werden, um Brennpunktviertel zu vermeiden.

Den Wohlfahrtsbericht 2015 "Flüchtlinge in Sachsen - Chancen und Herausforderungen" können Sie hier herunterladen.

Im Rahmen der heutigen Pressekonferenz wechselte der Liga-Vorsitz symbolisch von der AWO zur Diakonie, die diesen für 2016 und 2017 inne hat.

Die Liga der Spitzenverbände ist der Zusammenschluss der Freien Wohlfahrtspflege im Freistaat. Mitglieder sind die Arbeiterwohlfahrt, die Caritas, das Deutsche Rote Kreuz, das Diakonische Werk, der Paritätische Wohlfahrtsverband sowie die Sächsische Zentralwohlfahrtsstelle der Juden. Der Vorsitz wechselt im Turnus von zwei Jahren.

Für Presseanfragen:

Dr. Adrienne Krappidel, Arbeiterwohlfahrt Sachsen, Pressesprecherin
Telefon: 0351 84 704-514, E-Mail: adrienne.krappidel(at)awo-sachsen.de

Sigrid Winkler-Schwarz, Diakonie Sachsen , Referentin Grundsatzfragen /Presse
Tel: 0351 83 15-205, E-Mail: sigrid.winkler(at)diakonie-sachsen.de