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Pflege: Pflegedokumentation geht zu Lasten von Pflegebedürftigen und Personal 

Paritätischer Sachsen fordert Reform des Dokumentations- und Prüfsystems in der Pflege

(Dresden) Pflegefachkräfte verwenden aktuell mehr als 13 Prozent ihrer Arbeitszeit ausschließlich für die Dokumentation des täglichen Handelns. Die in den letzten Jahren zunehmende Pflegedokumentation verschärft aus Sicht des Paritätischen Sachsen die angespannten Situation in der Pflege. Der Verband fordert daher, die Dokumentationspflichten zu bündeln und das Prüfwesen zu reformieren.

„Der Dokumentationsaufwand in der Pflege ist gestiegen, ohne dass ein entsprechender personeller Aufwuchs stattfand. Das geht zu Lasten der Pflegebedürftigen und erhöht den Druck auf das Pflegepersonal“, kritisiert Michael Richter, Landesgeschäftsführer des Paritätischen Sachsen. In der Entbürokratisierung sieht der Verband einen Schritt, um der angespannten Situation in der Pflege entgegenzuwirken. „Zudem ist es fraglich, ob das Aufschreiben jedes Handschlags die Qualität in der Pflege wirklich sichert. Viel wichtiger ist, dass die Pflegekräfte ausreichend Zeit für die Menschen und die notwendigen Tätigkeiten haben. In vielen Fällen wird nur geprüft was aufgeschrieben wurde. Das sagt wenig über die wirkliche Qualität in Diensten und Einrichtungen aus. Die sogenannten Pflegenoten haben das deutlich gezeigt“, merkt Richter an. Das aufwändige Prüfsystem stelle zudem die gesamte Branche unter Generalverdacht. Derart vielfältige Kontrollen gebe es nicht einmal in der Kinderbetreuung.

Eine gebündelte Dokumentation sowie die Umstellung auf ein anlassbezogenes Prüfsystem bringt aus Sicht des Paritätischen Sachsen mehr Zeit für die Pflegebedürftigen und eine Entlastung des Pflegepersonals. Darüber hinaus würden Gelder frei, die direkt in die Pflege fließen könnten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes fallen für die Dokumentation und Prüfung jährliche Personal- und Sachkosten von 2,7 Milliarden Euro an. Das entspricht einem Anteil von mehr als 12 Prozent der Ausgaben der Pflegekassen.

Michael Richter betont: „Eine abnehmende Prüfungsdichte stellt zudem ein längst überfälliges Signal der Anerkennung und des Respekts für die in der Pflege beschäftigten Menschen dar. Das pauschale Schlechtreden der Pflege muss enden und die Leistung der Beschäftigten endlich gewürdigt werden.“

Der Paritätische Wohlfahrtsverband Sachsen ist mit mehr als 500 Mitgliedsorganisationen der größte Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege im Freistaat. In den Mitgliedorganisationen sind ca. 33.000 hauptamtliche und etwa 11.000 ehrenamtliche Mitarbeiter(innen) tätig. Sachsenweit betreiben die Mitgliedsorganisationen mehr als 2100 Einrichtungen und Dienste im Sozial- und Bildungsbereich, davon mehr als 200 in der ambulanten und stationären Pflege.

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