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Schüler*innen aus der Ukraine - Broschüre als Orientierungshilfe für Schulen veröffentlicht

Herausgegeben wurde die Broschüre von der Unfallkasse Sachsen. Im Mittelpunkt stehen insbesondere der Umgang mit bereits vorhandenen Ressourcen und Strukturen in Schulen, aber auch der Blick auf die Selbstfürsorge von Pädagog*innen.

Die Broschüre gibt Anregungen zu den Themen:

  • Schulalltag
  • Trauma
  • Sprechen über Krieg
  • Konflikte
  • Elternarbeit
  • Schulleitung
  • Selbstfürsorge

Neben der Befassung mit den einzelnen Themen geben die Autorinnen viele praxisorientierte Tipps.

Einige wichtige Kernaussagen kurz zusammengefasst:

  • Geben Sie Kindern und Jugendlichen Orientierung. 
    Hilfen können sein: konkrete Ansprechpersonen für Kinder und deren Eltern, Schulrundgang durch die Räume, Raumbeschriftung in Ukrainisch, Namensschilder für alle Schüler*innen
  • Achten Sie nach und nach auch auf individuelle Bedarfe der Kinder und Jugendlichen.
    Hilfreich können sein: Austausch unter Kolleg*innen, Austausch mit den Eltern oder anderen Bezugspersonen
  • Halten Sie im Blick, auch ukrainische Kolleg*innen sind oftmals Geflüchtete und bringen eigene traumatisierende Erlebnisse mit.
    Achten Sie darauf: Wo wird Unterstützung benötigt? Welche Belastungen sind für die Person leistbar?
  • Traumatische Ereignisse können bei Kindern und Jugendlichen sehr unterschiedlich wirken.
    Was kann helfen: „Normalität“, Verständnis für besondere Verhaltensweisen, Ablehnungen von Angeboten akzeptieren, reduzierte Anforderungen, regelmäßige Pausen
  • Traumatisierte Schüler*innen können Hilflosigkeit bei Pädagog*innen auslösen.
    Was kann helfen: Großzügig mit sich selbst sein, für die Kinder einfach nur da sein ohne höheren Anspruch
  • Kinder und Jugendliche machen sich Sorgen durch die vielen Informationen zum Krieg.
    Was können Sie tun: mit Kindern und Jugendlichen je nach Alter darüber sprechen und Gespräche untereinander motivieren, das richtige Maß der Beschäftigung mit Kriegsthemen beachten besonders bei Kindern und Jugendlichen mit eigener Fluchtgeschichte
  • Schulen sollen auch ein Schutzraum für alle Schüler*innen sein.
    Was können Sie dafür tun: Konflikte frühzeitig ansprechen, gemeinsame Regeln vermitteln, Mobbing und Diskriminierung z.B. von russischen Schüler*innen nicht tolerieren, Konflikte unter Kolleg*innen offen besprechen
  • Es handelt sich bei ukrainischen Familien in der aktuellen Situation oft um stark belastete alleinerziehende Frauen.
    Wie können Sie unterstützen: Vertrauen schaffen z.B. durch die Möglichkeit der Hospitation, den Schulbesuch der Kinder als Entlastung für die eigene Alltagsorganisation kommunizieren, Zuhören und Wünsche der Eltern zum Schulbesuch ernst nehmen, Veränderungen im Schulalltag klar und deutlich kommunizieren
  • Gegenseitige Fürsorge und Selbstfürsorge ist für alle Beteiligten wichtig.
    Was ist wichtig: Schulleitungen müssen alle über rasche Veränderungen z.B. Aufnahme von Schüler*innen oder neue Kolleg*innen gut informieren, Fortbildungen zum Thema Trauma organisieren, kollegiale Beratung fördern, Supervision nutzen, Pädagog*innen müssen ihr eigenes Wohlbefinden immer im Blick haben und sollten auch mal Nein sagen

Die Broschüre fasst nach unserer Einschätzung viele bekannte und weniger bekannte Strategien zur Gestaltung des Schulalltages mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen zusammen. Sie ist damit ein schönes Kompendium und geht gleichzeitig auf die aktuelle Situation mit einer großen Anzahl geflüchteter Kinder und Jugendlicher aus der Ukraine ein.

Die Broschüre schenkt allerdings dem Thema Sprache und Sprachbarriere aus unserer Sicht zu wenig Beachtung. Auch durch den Einsatz ukrainischer Pädagog*innen ohne Deutschsprachkenntnisse, ist dies nicht schnell zu lösen und bleibt eine zusätzliche Herausforderung für den Schulalltag.

Geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine. Eine Orientierung für Schulen. Hg. Unfallkasse Sachsen 2022 kann hier abgerufen werden.

Informationen des Paritätischen Sachsen zum Thema Ukraine finden Sie hier.