Parisax Aktuelle Meldungen https://parisax.de/ Parisax Aktuelle Meldungen de Parisax Wed, 31 May 2023 12:31:07 +0200 Wed, 31 May 2023 12:31:07 +0200 TYPO3 news-9249 Thu, 25 May 2023 05:18:00 +0200 30 Jahre Asylbewerberleistungsgesetz: Ausgrenzung per Sondergesetz https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/30-jahre-asylbewerberleistungsgesetz-ausgrenzung-per-sondergesetz/ Das Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) ist seit 1993 in Kraft und sorgt dafür, den Leistungsanspruch von Schutzsuchenden gering zu halten. Eingeschränkte Teilhabe und Ausgrenzung sind die Folge. Mehrere Organisationen bekräftigen ihre Forderung, das Gesetz abzuschaffen. Das Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) ist seit 1993 in Kraft und sorgt dafür, den Leistungsanspruch von Schutzsuchenden gering zu halten. Eingeschränkte Teilhabe und Ausgrenzung sind die Folge. Mehrere Organisationen bekräftigen ihre Forderung, das Gesetz abzuschaffen.

„Grundgedanke des Asylbewerberleistungsgesetzes ist die Idee, dass Geflüchtete weniger Anspruch auf Sozialleistungen haben sollen als alle anderen Menschen, die in Deutschland leben. In der Praxis bedeutet das für die Betroffenen Ausgrenzung vom Leben in Deutschland und oft auch Armut. Der Zugang zu Leistungen der Kranken- und Pflegekassen ist eingeschränkt und die Inanspruchnahme zusätzlicher Leistungen wie beispielsweise zur Versorgung und Behandlung traumatisierter Schutzsuchender, älterer Menschen oder schwangerer Frauen durch bürokratische Prozesse erschwert. Die Folge: Notwendige Behandlungen erfolgen nicht oder verzögern sich unnötig“, kritisiert Hendrik Kreuzberg, Referent für Migration des Paritätischen Sachsen, die aktuelle Gesetzeslage. 

Als völlig überholt bewertet der Fachreferent zudem die Beschränkungen beim Zugang zum Arbeitsmarkt. So sei es Asylsuchenden in vielen Fällen nicht möglich, einer regulären Erwerbsarbeit nachzugehen. Gesetzliche Anforderungen und Bürokratie stellen hierbei insbesondere für Menschen mit fehlenden Deutschkenntnissen eine nahezu unüberwindbare Hürde dar. Selbst erfahrene Mitarbeiter*innen in den Ausländerbehörden stoßen bei der derzeitigen Regelungstiefe mittlerweile an ihre Grenzen.

Vor diesem Hintergrund fordern Menschenrechtsorganisationen, Wohlfahrtsverbände, Fachverbände von Anwält*innen und zahlreiche soziale Organisationen und Vereine gleiche Standards für alle: Das Asylbewerberleistungsgesetz muss abgeschafft werden. Die Betroffenen müssen in das reguläre Sozialleistungssystem eingegliedert werden, da die eingeschränkten Grundleistungen im Asylbewerberleistungsgesetz bei den Leistungsbezieher*innen zu zahlreichen Problemen in der Lebensgestaltung führen.

Hendrik Kreuzberg verweist dazu auf die Erfahrungen im Umgang mit Geflüchteten aus der Ukraine: „Der schnelle Zugang zu Wohnraum, zu regulären Sozialleistungen, zu Gesundheitsversorgung und Lohnarbeit erleichterte das Ankommen der Menschen spürbar. Diese Standards sollten für alle Geflüchteten gelten.“ An die Kritiker*innen dieser Forderung gerichtet, stellt er fest: „Die Anwendung des regulären Sozialrechts könnte dazu beitragen, dass dringend benötigte Arbeits- und Fachkräfte dem Arbeitsmarkt schneller zur Verfügung stünden, was die Betroffenen gleichzeitig schneller aus dem Leistungsbezug führen würde. Derzeit werden die Potentiale der bereits bei uns lebenden Asylsuchenden hinsichtlich der Minderung des Arbeitskräftemangels nur unzureichend genutzt oder eben durch bestehende gesetzliche Regelung behindert. Das können wir den Menschen nicht länger zumuten und uns als Gesellschaft nicht länger leisten.“

Den Appell für die Abschaffung des Asylbewerberleistungsgesetzes sowie die Liste der Unterzeichnenden lesen Sie auf der Webseite von Pro Asyl.

Kontakt:

Hendrik Kreuzberg (Referent Migration)

Tel.: 0351 828 71 145
E-Mail: hendrik.kreuzberg(at)parisax.de

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news-9237 Mon, 15 May 2023 06:28:00 +0200 Kindertagesbetreuung als Bildungsort stärken! https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/kindertagesbetreuung-als-bildungsort-staerken/ Anlässlich des heutigen Tages der Kindertagesbetreuung verweist der Paritätische Sachsen auf die besondere Rolle von Krippen, Kindergärten, Kindertagespflegen und Horten als frühkindliche Bildungsorte für alle Kinder. Anlässlich des heutigen Tages der Kindertagesbetreuung verweist der Paritätische Sachsen auf die besondere Rolle von Krippen, Kindergärten, Kindertagespflegen und Horten als frühkindliche Bildungsorte für alle Kinder.

Laut aktuellem Sozialbericht des Freistaates Sachsen besuchen 52 Prozent aller sächsischen Kinder unter drei Jahren eine Krippe oder die Kindertagespflege. In den Kindergarten gehen sogar 95 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen. Der Hauptteil von ihnen verbringt dort sieben oder mehr Stunden pro Tag. Rund 80 Prozent der Sechs- bis unter Elfjährigen gehen in einen Hort.

„Das Angebot der Kinderbetreuung genießt in Sachsen großes Vertrauen und ist seit Jahrzehnten fest etabliert. Eltern schätzen es sehr, da sie wissen, dass ihre Kleinsten gut versorgt sind. Nur so wird es vielen Eltern überhaupt erst möglich, einer Erwerbsarbeit nachzugehen“, unterstreicht Anne Cellar, Referentin für Bildung, die Bedeutung der Kindertagesbetreuung als Standortfaktor. 

Spätestens seit Friedrich Fröbel Mitte des 19. Jahrhunderts seine Idee vom Kindergarten formulierte, ist klar, dass Kita mehr bedeutet als nur die Beaufsichtigung von Kindern. Es braucht vielmehr Pädagog*innen, die Kinder in ihrer Entwicklung anregen und begleiten. Die Bildung der Kinder, die Gestaltung von Lernprozessen, die Vorbereitung auf ein Leben in unserer Gesellschaft sowie auf Schule sind pädagogische Aufgaben. Kitas dienen nicht nur der Betreuung, sondern sind daher vorrangig als Bildungsorte zu verstehen.

In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat sich im Bereich der Kindertagesstätten viel getan, um einer komplexer werdenden Welt und den vielfältigen Lebensrealitäten von Kindern gerecht zu werden. An diesen Faktoren orientiert sich die Qualität in Kitas und entwickelt sich stetig fort. Denn alle Kinder haben ein Recht auf einen gelungenen Start in ihre Bildungsbiografie. Dazu benötigt jedes einzelne Kind optimale Bedingungen.

Die Bildungsreferentin betont: "In der frühkindlichen Bildung werden wichtige Grundlagen für die künftige Entwicklung der Heranwachsenden gelegt. Dies geschieht bestenfalls in enger Abstimmung mit den Eltern und möglichst immer gemäß den Bedarfen der Kinder. Deshalb brauchen Krippen, Kindertagesstätten, Kindertagespflegeangebote und Horte auch künftig gute Rahmenbedingungen, damit Bildungsqualität individuell und inklusiv gelingen kann. Viele Einrichtungen laufen derzeit jedoch schon am Limit.“ 

In den kommenden Jahren gilt es, wichtige Aufgaben in der frühkindlichen Bildung zu meistern. Der Paritätische Sachsen betrachtet daher folgende Punkte als notwendig:

  • Aktuell sinkende Kinderzahlen müssen im Sinne einer bessere Bildungsqualität für alle Kinder und angemessener Arbeitsbedingungen für Pädagog*innen genutzt werden. Personalbestände dürfen nicht analog zu den Kinderzahlen absinken. So lassen sich beispielsweise Fehlzeiten durch Urlaub, Weiterbildung oder Krankheit realistisch abbilden und Vorgaben zum Personalschlüssel auch in der Realität umsetzen.
  • Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit für jedes Kind braucht inklusivere Bedingungen und den Ausbau der Sozialarbeit über die Bildungsinstitutionen hinweg.
  • Die berufspraktische Ausbildung muss u.a. durch die Regelfinanzierung der Praxisanleitung gestärkt werden.
  • Eine Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Schule, Hort und anderen Akteur*innen im Sinne von Kindern und Eltern muss zwischen freien Trägern, Freistaat und Kommunen durch eine verbindliche vertragliche Rahmung für eine ganztägigen Bildung im Grundschulbereich nachhaltig verankert werden.

Kontakt:

Nicole Börner
Referentin Bildung (Hort, Freie Schulen)
Tel.: 0351 828 71 152
E-Mail: nicole.boerner@parisax.de

Anne Cellar
Referentin Bildung (Kindertagesstätten, Krippe)
Tel: 0351 - 828 71 146
E-Mail: anne.cellar@parisax.de

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news-9248 Thu, 11 May 2023 10:24:00 +0200 Paritätischer Sachsen dankt Ehrenamtlichen mit Tagesausflug https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/paritaetischer-sachsen-dankt-ehrenamtlichen-mit-tagesausflug/ Der jahrelangen Tradition folgend wurden auch in diesem Jahr engagierte Ehrenamtliche aus den Mitgliedsorganisationen zu einer gemeinsamen Fahrt eingeladen. Damit sollen Dankbarkeit und Anerkennung für das Wirken in sozialen Einrichtungen und Vereinen ausgedrückt werden. Diesmal ging es unter anderem nach Dessau ins Bauhaus-Museum und in den Wörlitzer Park. Der jahrelangen Tradition folgend wurden auch in diesem Jahr engagierte Ehrenamtliche aus den Mitgliedsorganisationen zu einer gemeinsamen Fahrt eingeladen. Damit sollen Dankbarkeit und Anerkennung für das Wirken in sozialen Einrichtungen und Vereinen ausgedrückt werden. Diesmal ging es unter anderem nach Dessau ins Bauhaus-Museum und in den Wörlitzer Park.

Getreu dem Leitzitat des österreichischen Sozialpädagogen Hermann Gmeiner, dass „alles Große in unserer Welt [nur] geschieht, weil jemand mehr tut, als er muss“ lud der Paritätische Sachsen im Frühjahr zwölf ehrenamtlich Engagierte ein, an der diesjährigen Ehrenamtsfahrt teilzunehmen. Mit dieser ist es seit Jahren Tradition, Menschen aus den Mitgliedsorganisationen für ihr soziales und gesellschaftliches Wirken auszuzeichnen. Dazu werden die Mitglieder aus je einer Region aufgefordert, verdiente Ehrenamtliche aus ihren Einrichtungen vorzuschlagen, damit diese Wertschätzung und Dankbarkeit für ihren Einsatz erfahren. 2023 war die Stadt Leipzig an der Reihe.

Und so startete die Reisegruppe an einem Freitagmorgen Anfang Mai in der Nähe des Leipziger Bahnhofs. Bei schönem Wetter stand ein Ausflug in die Welt der Kunst und Natur auf dem Programm. Gemeinsam sollte das das berühmte Bauhaus Museum in Dessau erkundet und der idyllische Wörlitzer Park genossen werden.

Zu Gast in Machern: Einblick in die Jugendhilfe

Doch davor wurde kurz hinter Leipzig ein erster Stopp eingelegt und die Kinderheim Machern gGmbH besucht. Als Jugendhilfeträger versteht diese Einrichtung ihren Auftrag darin, die Kinder und Jugendlichen in ihrer Komplexität zu sehen, sie zu fördern und zu eigenständigen, verantwortungsbewussten Persönlichkeiten zu erziehen. Dabei wird nicht nur das Kind oder der Jugendliche, sondern das gesamte Familiensystem in die Arbeit einbezogen. Zudem werden auch aktiv Begegnungen mit der Nachbarschaft oder über Freizeitgestaltungen Anknüpfungspunkte zum Ort geschaffen. Auf dem ruhig und malerisch gelegenen Gelände begrüßte Geschäftsführer Sebastian Kalamorz, die Ehrenamtler und gab Gelegenheit, nicht nur die Arbeit und das Konzept des Trägers kennenzulernen, sondern auch einen Rundgang auf dem Grundstück zu den Pferden, Hühnern und Hasen zu machen.

In einer gemeinsamen Vorstellungsrunde bedankte sich Landesgeschäftsführer Michael Richter auch im Namen des Vorstandes und der Mitgliedsorganisationen bei allen und betonte, wie wichtig ihr Engagement für die Gemeinschaft ist: „Ehrenamt bildet eine grundlegende Säule für das Wohl der Gesellschaft. Es bietet Menschen die Möglichkeit, ihre Zeit und ihre Fähigkeiten einzusetzen, um anderen zu helfen und positive Veränderungen zu bewirken.“ Dabei unterstrich er nochmals, dass durch ehrenamtliches Engagement Gemeinschaften gestützt und vielfältige Bedürfnisse erfüllt werden, die von staatlichen oder kommerziellen Einrichtungen allein gar nicht abgedeckt werden können. Auch Sebastian Kalamorz zeigte sich als Gastgeber von den Vorstellungen und Berichten der Ehrenamtlichen gerührt - seien es persönliche Berührungspunkte, die einige zu ihrem Ehrenamt geführt haben oder aber die Begeisterung für ein Anliegen oder Thema: Alle beschrieben ihre Tätigkeiten in den sozialen Einrichtungen und Vereinen als persönliche Bereicherung. Diese Freude an Hilfsbereitschaft und gemeinschaftlicher Mitgestaltung setzte sich den gesamten Tag in einzelnen Gesprächen immer wieder fort.

Dessau und Wörlitz: Architektur, Design und Gartenkunst

Nach einem gemeinsamen Mittagessen fuhr der Bus weiter nach Dessau zum Bauhaus-Museum. Das architektonische Meisterwerk beherbergt eine umfangreiche Sammlung an Kunstwerken und Designobjekten der Bauhaus-Bewegung. Bei einer Führung erhielten die Teilnehmenden Einblicke in deren Geschichte und Philosophie. Besonders beeindruckend war die Ausstellung von Möbeln und Lampen, die in ihrer schlichten Eleganz bis heute zeitlos wirken.

Nach einem kurzen Heiß- oder Erfrischungsgetränk und etwas Gebäck am Bus wurde der Ausflug im Wörlitzer Park fortgesetzt, einem UNESCO-Weltkulturerbe. Der Park erstreckt sich über eine Fläche von 1125 Hektar und ist bekannt für seine atemberaubenden Landschaftsgärten, künstlichen Seen und verschiedenen Brücken. Mit einer gemütlichen Gondelfahrt konnte ein Teil dieser wunderbaren Landschaftsgestaltung entdeckt und genossen werden.

Während des gesamten Tages sorgte der Paritätische Sachsen für das leibliche Wohl der Teilnehmenden. So klang der Ausflug auch bei einem gemeinsamen Abendessen aus, bei dem weitere Erfahrungen und Geschichten ausgetauscht wurden. Auf der Rückfahrt nach Leipzig wurden dann letzte Präsente verteilt, um nochmal die Wertschätzung des Paritätischen Sachsen auszudrücken und zu betonen, dass die Verbandsarbeit insbesondere von der Mitwirkung und dem Engagement der Mitgliedsorganisationen und ihrer Mitarbeitenden lebt. Und so lässt sich dieser Bericht auch nur mit einem Wort beenden: DANKESCHÖN!

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news-9219 Fri, 05 May 2023 12:08:07 +0200 Wie digitales Qualitätsmanagement die Pflege entlastet https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/wie-digitales-qualitaetsmanagement-die-pflege-entlastet/ Was wäre wenn Pflegekräfte Arbeitszeit geschenkt bekämen? Dank intelligenter Software für das Qualitätsmanagement dürfen sie sich diese Frage stellen. Denn mit Hilfe praxisbewährter Lösungen fallen aufwändige Prozessschritte im Tagesgeschäft weg. Richard Palm von orgavision erläutert, wie es geht. Was wäre wenn Pflegekräfte Arbeitszeit geschenkt bekämen? Dank intelligenter Software für das Qualitätsmanagement dürfen sie sich diese Frage stellen. Denn mit Hilfe praxisbewährter Lösungen fallen aufwändige Prozessschritte im Tagesgeschäft weg. Richard Palm von orgavision erläutert die Details.

Belastungsgrenze erreicht

Pflegekräfte leiden nach wie vor unter dem zunehmenden Personalnotstand und einer hohen Arbeitsbelastung. Zeit für das Wesentliche – nämlich die Betreuung der Menschen – ist kostbar. Für Mitarbeitende entpuppt sich das Tagesgeschäft darum stets und ständig als ein wahrer Balanceakt: Arbeitsqualität in der maximal möglichen Zeit mit einem Mindestmaß an Menschlichkeit zu verbinden, ist fast unmöglich. Zunehmend beanspruchen auch organisatorische Prozesse in der Sozialwirtschaft das ohnehin knappe Zeitkontingent. So sind beispielsweise einem rechtskonformen Qualitätsmanagement (QM) entsprechend Dokumentationspflichten oder die Kenntnisnahmen über neue Arbeitsabläufe bei der Vitalzeichenkontrolle notwendige Bausteine im Alltag eines Pflegenden. Die größten Herausforderungen sind dabei oft das tagtägliche Auffinden der relevanten Dokumente und der Vergleich mit verschiedenen Revisionsständen.

Mehr Zeit für die Pflege

Ein Qualitätsmanagement ist aus unterschiedlichen Gründen für den Pflegebereich unentbehrlich. Umso wichtiger ist es, diesen Prozess so schlank und für die Pflegekräfte so wenig belastend wie möglich zu gestalten. Viele Einrichtungen profitieren hier längst von modernen Systemen für das Qualitätsmanagement. Sie gewinnen an Effizienz, Transparenz und die Pflegerinnen und Pfleger an Nettoarbeitszeit. Automatisierte Workflows schaffen spürbar mehr Freiräume und führen dauerhaft zu einer Arbeitsentlastung. Gleichzeitig ist für vollständige Rechtskonformität gesorgt. Verantwortliche weisen beispielsweise per Knopfdruck nach, dass erforderliche Kenntnisnahmen vorliegen. Ein digitales und lebendiges QM unterstützt somit bei der Erfüllung täglicher Verwaltungsanforderungen.

Qualität digital dokumentieren - Aufwand verringern

QM-Software nimmt sowohl der Einrichtungsverwaltung als auch den Pflegekräften viele zeitraubende Arbeitsschritte ab. Pragmatisch und intelligent organisiert eine QM-Software im Hintergrund alle relevanten Prozesse und Informationen. Moderne Lösungen überzeugen mit durchdachten und praxisbewährten Features. Die Vorteile lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Zeit sparen: Organisatorische Aufgaben nehmen mit einem digitalen QM weniger Zeit in Anspruch. Pflegekräfte haben so mehr Kapazitäten für die Betreuung.
  • Transparenz schaffen: Welche Aufgaben liegen an? Durch eine automatisierte Erinnerungsfunktion behalten Pflegerinnen und Pfleger alle Fristen im Blick.
  • Rechtssicherheit gewährleisten: Sämtliche Prozesse lassen sich leicht lenken. Pflegeeinrichtungen und ihre Teams erfüllen ihre Pflichten durch rechtskonforme Kenntnisnahmen per Mausklick.
  • Als Team arbeiten: Durch die einfache Zusammenarbeit an Dokumenten können alle Beteiligten die Prozesse aktiv mitgestalten – das Stichwort: kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP).

Zahlreiche sozialwirtschaftliche Unternehmen haben die vielfältigen Vorteile des digitalen QM für Mitarbeitende und Arbeitgeber bereits für sich erkannt. Darunter auch die  FWS Kettig – Förder- und Wohnstätten gGmbH, Paritätische Qualitätsgemeinschaft Rheinland-Pfalz/Saarland. „Vorgänge, die sich mit dem vorherigen QM-System über Wochen ziehen konnten, bildet die FWS heute in transparenten Workflows ab – und gewinnt so jede Menge Zeit“, fasst Christoph Weiand, Qualitätsmanagement der FWS Kettig zusammen. „Durch schnellere Auffindbarkeit und komfortablere Revisionen und Freigaben arbeiten wir heute deutlich effizienter und sparen einiges an Zeit. Früher mussten wir zum Teil Sitzungen abwarten, bis klar war, ob ein Dokument geändert werden soll oder einfach weiter gültig bleibt. Heute erledigen wir das sehr zügig. Entwicklungen und Kenntnisnahmen lassen sich lückenlos dokumentieren.“


Der Autor: Richard Palm ist Berater der orgavision GmbH, die sich auf digitale QM-Dokumentation spezialisiert hat. Orgavision ist Rahmenvertragspartner des Paritätischen Gesamtverbandes.


Sie wollen mehr erfahren?

Im kostenfreien Webinar "Zeit gewinnen durch digitales QM?" gibt Richard Palm einen Einblick in die im Pflegebereich bewährten Funktionen eines QM-Systems.

Die Termine sowie die Anmeldung finden Sie hier.

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news-9154 Wed, 19 Apr 2023 06:23:00 +0200 Regionalkonferenzen 2023: Verbandliche Schwerpunkte bis 2030 https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/regionalkonferenzen-2023-verbandliche-schwerpunkte-bis-2030/ Auf den Regionalkonferenzen soll es um die verbandlichen Schwerpunkte bis 2030 gehen. Der Paritätische Sachsen lädt seine Mitglieder zum Dialog nach Chemnitz, Dresden und Leipzig ein. Auf den Regionalkonferenzen soll es um die verbandlichen Schwerpunkte bis 2030 gehen. Der Paritätische Sachsen lädt seine Mitglieder im Mai und Juni zum Dialog nach Chemnitz, Dresden und Leipzig ein.

Was muss unserer Ansicht nach bis 2030 in Sachsen umgesetzt werden? Mit dieser Frage befassten sich die Fachreferate und Regionalstellen des Landesverbandes in den letzten Monaten, um eine Positionsbestimmung 2030 vorzunehmen. Die Grundlage für diesen fachbereichsübergreifenden und überregionalen Dialog bildeten die mit den Mitgliedern zuvor diskutierten Themen und Problemlagen.

Als Ergebnis dieses Prozesses wurden Schwerpunkte formuliert, auf deren Umsetzung sich der Paritätische Sachsen in den kommenden Jahren konzentrieren möchte. Diese lassen sich vier Handlungsfeldern zuordnen: Inklusion und Teilhabe, lebensphasenorientierte Bildung, nachhaltige soziale Infrastruktur sowie Personal und Fachkräfte. Eine erste Etappe auf dem Weg zur Umsetzung der Schwerpunkte ist die Landtagswahl 2024. Die Kommunikation von Lösungsvorschlägen wird dabei eine zentrale Rolle spielen.

"Als Landesverband wollen wir Themen künftig stärker fachbereichsübergreifend betrachten. Denn die großen Fragen, wie jene nach guten Fachkräften, besseren Arbeitsbedingungen, der gleichberechtigten Teilhabe oder guter Bildung geht alle Tätigkeitsfelder und Mitglieder gleicher Maßen an. Mit dem Prozess der Positionsbestimmung 2030 sind die Fachreferate und Kolleg*innen aus den Regionalgeschäftsstellen einen ersten Schritt in diese Richtung gegangen. Mit klar umrissenen Handlungsschwerpunkten für den Zeitraum bis zum Ende der kommenden Legislatur des Sächsischen Landtages, können wir unsere politische Kommunikation strategischer und zielgerichteter aufstellen. Dies wollen wir unseren Mitgliedern auf den Regionalkonferenzen nahebringen und mit ihnen dazu ins Gespräch kommen", beschreibt Michael Richter, Landesgeschäftsführer des Paritätischen Sachsen, das Vorgehen des Verbandes.

Auf den Regionalkonferenzen 2023 werden die Schwerpunkte und das geplante Vorgehen des Landesverbandes vorgestellt. Im Gespräch mit den Mitgliedern soll ausgelotet werden, wie Verband und Mitglieder gemeinsam auf die Umsetzung der formulierten Positionen hinwirken können.

Die Regionalkonferenzen finden am 23.5. in Chemnitz, am 31.5. in Dresden und am 8.6. in Leipzig statt. Bitte melden Sie sich online an und teilen Sie uns eventuelle Assistenzbedarfe bitte in Ihrer Anmeldung mit.

Jetzt für die Regionalkonferenz Ihrer Wahl anmelden:

Hinweis: Die Veranstaltungen richten sich ausschließlich an Personen aus den Mitgliedsorganisationen des Paritätischen Sachsen.

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news-9152 Wed, 12 Apr 2023 06:49:00 +0200 Pflege: Dienstpläne familienfreundlich und lebensphasenorientiert gestalten https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/pflege-dienstplaene-familienfreundlich-und-lebensphasenorientiert-gestalten/ Dienstpläne können ein wichtiges Steuerungsinstrument für die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung sein. Um diesen Handlungsspielraum auszuloten, befasste sich der Arbeiter-Samariter-Bund Neustadt/ Sachsen e.V. in seinem Projekt ‚Dienstplan (Pflege) 4.0‘ mit der lebensphasenorientierten Dienstplangestaltung. Die Ergebnisse stellte der Träger kürzlich vor. Dienstpläne können ein wichtiges Steuerungsinstrument für die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung sein. Um diesen Handlungsspielraum auszuloten, befasste sich der Arbeiter-Samariter-Bund Neustadt/ Sachsen e.V. in seinem Projekt ‚Dienstplan (Pflege) 4.0‘ mit der lebensphasenorientierten Dienstplangestaltung. Die Ergebnisse stellte der Träger kürzlich vor.

Arbeitgeber stehen derzeit vor der großen Herausforderung, den Mangel an qualifiziertem Personal mit den Wünschen der Arbeitnehmer*innen nach einer erfüllenden Berufsausübung und einer ausgewogenen Work-Life-Balance in Einklang zu bringen. Insbesondere in der Pflege haben die öffentlichen Debatten der letzten Jahre das Bewusstsein für die notwendige Verbesserung der Arbeitsbedingungen gestärkt. Die Dienstplangestaltung kann hier ein Instrument sein, um einerseits die Versorgung der Pflegebedürftigen abzusichern und andererseits die Arbeitszufriedenheit und -effizienz des Personals zu steigern.

Dienstpläne als Instrument für mehr Zufriedenheit

Von diesem Gedanken getragen, startete der ASB Neustadt im August 2019 das Projekt ‚Dienstplan (Pflege) 4.0‘. In den vier Jahren Projektlaufzeit ging es darum, die Dienstplanung - vorrangig im Bereich der stationären Altenpflege - familienfreundlicher und verlässlicher zu gestalten.

Im ersten Schritt wurden bestehende Dienstplanmodelle in der ambulanten und stationären Pflege des ASB Neustadt und kooperierender Pflegeanbieter erhoben. Begleitend erfolgte eine umfangreiche Recherche zu verschiedenen Dienstplanmodellen und der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion zu diesem Thema. Zudem wurden Basiskriterien für eine familienfreundliche und lebensphasenorientierte Dienstplangestaltung definiert. Eine Befragung der Beschäftigten zur Zufriedenheit mit der bestehenden Dienstplanung rundete die IST-Stand-Erhebung ab und erlaubte es, Handlungsansätze zu identifizieren. Das gesamte Projekt wurde in Kooperation mit der Fachhochschule Dresden wissenschaftlich begleitet.

Planungsabläufe einheitlich und transparent umsetzen

Als ein Handlungsansatz stellte sich die Vereinheitlichung der technischen und prozessualen Planung der Dienste heraus. Dazu hatte die Befragung der Belegschaft in den einzelnen Einrichtungen sehr unterschiedliche Vorgehensweisen zu Tage gefördert. Mittels einer neuen Planungssoftware konnte der Austausch zwischen den Einrichtungsleitungen verbessert werden. Zudem ermöglichte die damit einhergehende Standardisierung die Transparenz und Gleichheit der Planung, was sich positiv auf die Mitarbeiter*innenzufriedenheit auswirken kann. Begleitend entstand ein Dienstplanzirkel aus Geschäftsführung, Projektleitung, Einrichtungsleitungen und Pflegedienstleitungen. Dieser soll auch nach Projektende bestehen bleiben und sich zu aktuellen Herausforderungen und Lösungsansätzen bei der Dienstplanung austauschen.

Abläufe offen kommunizieren

Als ein weiterer Punkt stellte sich die Notwendigkeit einer offenen und ehrlichen Kommunikation zwischen allen Mitarbeitenden-Ebenen heraus. Alle Beschäftigten wollen mit ihren erbrachten Leistungen wahrgenommen werden. Entscheidend ist, mögliche Neuerungen bei Planungsprozessen klar zu erläutern, transparent zu gestalten und stets die Leitungsebenen mit einzubeziehen. Kommunikationsschulungen für Führungskräfte und Teambildungsmaßnahmen können sehr hilfreich sein und spürbar zur Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen beitragen.

Bereitschaftsdienste nachvollziehbar im Team verteilen

Insbesondere bei der Einführung sogenannter Stand-By-Dienste zeigte die transparente Kommunikation und Einbindung des Leitungspersonals eine positive Wirkung. Diese Dienste dienen zur Vertretung von Ausfallzeiten und werden im Rahmen der Soll-Arbeitszeit vergeben. Dabei besteht der Dienst für die eingeteilte Fachkraft aus einer Bereitschaftszeit und einer möglichen Einsatzzeit. Die eingeteilte Fachkraft muss sich bis maximal zwei Stunden vor dem möglichen Dienst bereithalten und hat bei Nichtrufen einen freien Tag. Mit der zusätzlichen Einteilung der Stand-by-Dienste zu den regulären Diensten können mögliche Personalausfälle koordinierter und vor allem auch gerechter abgedeckt werden. Es wird empfohlen, jede Fachkraft maximal ein bis zwei Mal im Monat zum Stand-by-Dienst einzuteilen und dabei offen einsehbar zu machen, welches Teammitglied dafür eingeteilt ist. So sehen die Mitarbeitenden nicht nur, wer im Krankheitsfall einspringen wird, sondern auch, dass diese Position gleichmäßig auf alle Mitarbeitenden verteilt ist. Das Gefühl, dass bei Personalausfällen stets die gleichen Personen angerufen werden und einspringen, minimiert sich dadurch stark.

Handlungsleitfaden zum lebensphasenorientierten Dienstplan jetzt online

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie behinderten die geplante Umsetzung des Projektes. Dennoch konnten die beschriebenen Maßnahmen in einer ersten Phase praktisch erprobt werden. Zudem gelang es, die Methoden und Werkzeuge für eine familienfreundliche sowie lebensphasenorientierte Dienstplangestaltung in einem Handlungsleitfaden zusammenzufassen.

Im März 2023 stellte das Projektteam den Leitfaden interessierten Mitgliedsorganisationen des Paritätischen Sachsen vor.  Dabei sprachen die Beteiligten über die praktische Ausgestaltung einzelner Dienstformen sowie die finanziellen Rahmenbedingungen. Im Handlungsleitfaden wird darauf eingegangen, welche Maßnahmen mit Kosten verbunden sein können und welche kostenneutral möglich sind. Der ASB Neustadt möchte die bisher nicht angewandten Erkenntnisse und Methoden des Projektes noch im Lauf des Jahres 2023 bewerten, priorisieren und praktisch anwenden.


Den Handlungsleitfaden zur familienfreundlichen Dienstplangestaltung, Vorlagen für eine Mitarbeiter*innenbefragung sowie Berechnungsvorlagen für Urlaubs- und Abwesenheitsquoten können Sie auf der Webseite des ASB Neustadt herunterladen:  www.asb-neustadt-sachsen.de

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news-9092 Tue, 11 Apr 2023 06:00:00 +0200 Online-Dialog: Sozialbericht – Wohin entwickelt sich Sachsen? https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/online-dialog-sozialbericht-wohin-entwickelt-sich-sachsen/ Am 10.5.2023 lädt der Paritätische Sachsen zum Online-Dialog mit Dr. Judith Oexle, Redakteurin des 2. Sozialberichtes für den Freistaat Sachsen, um über die für die soziale Landschaft in Sachsen wichtigsten Aussagen des Berichtes ins Gespräch zu kommen. Am 10.5.2023 lädt der Paritätische Sachsen zum Online-Dialog mit Dr. Judith Oexle, Redakteurin des 2. Sozialberichtes für den Freistaat Sachsen, um über die für die soziale Landschaft in Sachsen wichtigsten Aussagen des Berichtes ins Gespräch zu kommen.

Mit dem 2. Sozialbericht legt der Freistaat Sachsen ein rund 900 Seiten starkes Werk vor, indem anhand statistischer Daten ein umfangreiches Bild der Lebenslagen in Sachsen gezeichnet wird. Die vorgestellten Daten lassen nicht nur den Blick in die Vergangenheit zu. Sie ermöglichen zudem einen Ausblick darauf, wie sich Lebenslagen in den Städten und ländlichen Regionen künftig entwickeln werden. Die demografische Entwicklung ist nur einer von vielen Aspekten, die hierbei prägend sind.

Mit seiner Veröffentlichung im Herbst 2022 wurde schnell klar, dass der zweite Sozialbericht eines der zentralen Referenzwerke dafür sein wird, wie sich Politik und Verwaltung künftig zu sozialen Fragen positionieren. Auch für die Wohlfahrtspflege hält der Bericht Aussagen bereit, die für die Planung und Entwicklung von bedarfsgerechten Angeboten hilfreich sind.

"Nachdem der erste Sozialbericht des Freistaates in seiner Qualität etwas enttäuschte, gibt die zweite Sozialberichterstattung einen umfangreichen Einblick in die Lebenslagen der Sächsinnen und Sachsen. Die mit dem Statistischen Landesamt zusammengestellten Daten geben einerseits wichtige Hinweise für eine bedarfsorientierte Sozialplanung in den Landkreisen. Andererseits können auch Träger sozialer Arbeit wichtige Rückschlüsse ziehen, in welche Richtung sich Angebote künftig entwickeln müssen", merkt Michael Richter, Landesgeschäftsführer des Paritätischen Sachsen, an.

Im einstündigen „Dialog: Sozialbericht – Wohin entwickelt sich Sachsen?“ am 10. Mai 2023 ab 13 Uhr bietet der Paritätische Sachsen seinen Mitgliedern einen kurzen Überblick zu den für die soziale Landschaft in Sachsen wichtigsten Aussagen des Berichtes. Für diese Vorstellung konnte der verband die federführende Redakteurin des 2. Sozialberichtes gewinnen: Dr. Judith Oexle, Leiterin des Referates 34 im Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz. Nach einem einführenden Impuls besteht die Möglichkeit zum Dialog.

Informationen zur Veranstaltung und die Online-Anmeldung finden Sie hier.


Den 2. Sozialbericht können Sie unter dem folgenden Link herunterladen oder kostenfrei als Printexemplar bestellen: publikationen.sachsen.de

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news-9150 Fri, 07 Apr 2023 10:51:00 +0200 Parität trifft Politik: Blumenstrauß an Lösungen für die frühkindliche Bildung https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/paritaet-trifft-politik-blumenstrauss-an-loesungen-fuer-die-fruehkindliche-bildung/ Auf der Fachbereichskonferenz Kita wurden Ansätze für eine gute Bildungsqualität, die gesicherte Betreuung und die Entlastungen im Kita-Alltag diskutiert. Die zentralen Ergebnisse überreichten die rund 50 Pädagog*innen aus ganz Sachsen den Vertreter*innen der Fraktionen CDU, BÜNDNISGRÜNE und SPD in einem Strauß an Lösungsideen. Auf der Fachbereichskonferenz Kita wurden Ansätze für eine gute Bildungsqualität, die gesicherte Betreuung und die Entlastungen im Kita-Alltag diskutiert. Die zentralen Ergebnisse überreichten die rund 50 Pädagog*innen aus ganz Sachsen den Vertreter*innen der Fraktionen CDU, BÜNDNISGRÜNE und SPD in einem Strauß an Lösungsideen.

Die innerverbandlichen Diskussionen im Bereich Kita waren in den letzten Monaten von Aufbruch, Bewegung und auch Spannungen geprägt: Im Doppelhaushalt wurden zusätzliche Gelder für die Qualitätsverbesserung bereitgestellt. Die Kita-Gesetzesnovelle steht gerade an. Das Bundesprogramm Sprach-Kitas wird in der bekannten Form nicht fortgeführt. Träger und Pädagog*innen spüren immer noch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und kämpfen mit hohen individuellen Belastungen sowie personellen Fehlzeiten.

Mehrfach zu hören: Kitas sind am Limit.

Niels Espenhorst, Referent für Kindertagesbetreuung des Paritätischen Gesamtverbandes, gab zum Einstieg in die Fachbereichskonferenz einen Einblick in den Kita-Bericht 2022 des Paritätischen Gesamtverbandes. Zudem verwies er auf den Auftrag des Sozialgesetzbuchs VIII, nach dem Kitas Benachteiligungen abbauen sollen. Das Gefühl vieler Pädagog*innen sei derzeit jedoch, diesem Auftrag aufgrund des Personalmangels nur noch bedingt nachkommen zu können. Gleichzeitig rief er dazu auf, den Ärger über die Probleme im Kita-Alltag positiv zu nutzen, sich zu organisieren und klare Forderungen an die Politik zu formulieren.

Anschließend diskutierten Trägerverantwortliche, Fachberater*innen und Kita-Leitungen in Arbeitsgruppen über aktuelle Herausforderungen. Dabei standen sechs Lösungsansätze im Mittelpunkt.

Vertraglicher Rahmen für Horte in Sachsen

Im Freistaat Sachsen wird derzeit am Konzept Bildungsland 2030 gearbeitet. Das System Schule soll dabei „neu gedacht werden“. Stichworte wie individualisiertes Lernen und rhythmisierter Ganztag finden sich in dieser Debatten wieder. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des ab 2026 geltenden Rechtsanspruchs auf ganztägige Betreuung im Grundschulbereich müssen Horte im Bildungsland 2030 mitgedacht werden. Laut zweitem Sächsischen Sozialbericht liegt der Betreuungsanteil in sächsischen Horten bei etwa 80 Prozent. Sie tragen damit schon heute wesentlich zu einer ganztägigen Bildung und Betreuung von Grundschulkindern bei. Viele von ihnen sind in freier Trägerschaft.

Fazit: Die Entwicklung einer ganztägigen Bildung im Grundschulbereich braucht eine verbindliche vertragliche Rahmung zwischen freien Trägern, Freistaat und Kommunen.

Verbindlichkeit für die Praxisanleitung in der Ausbildung

Mehr als ein Drittel der Ausbildungszeit zur*m Erzieher*in ist durch berufspraktische Anteile geprägt. In der berufsbegleitenden Ausbildung ist der Praxisanteil noch höher. In dieser Phase sind Praxisanleitende der erste und wichtigste Kontakt für Auszubildende und zukünftige Fachkräfte in der frühkindlichen Bildung. Wie sie anleiten (können), bestimmt das Lernen und das Berufserleben. Praxisanleitenden kommt damit eine Schlüsselrolle bei die Gewinnung zukünftigen Personals, für die perspektivische Multiprofessionalisierung und die Qualität der frühkindlichen Bildung zu.

Fazit: Die Praxisanleitung ist als eine Aufgabe in das Sächsische Gesetz über Kitaeinrichtungen aufzunehmen.

Personalreserve noch nicht erreicht

Der vorgesehene Personalschlüssel für sächsische Kitas hält der Realität nicht Stand. Notwendiger Freiraum für Fortbildungen, Urlaubszeiten und Krankheitsausfälle wird zu wenig berücksichtigt. In der Folge müssen deutlich mehr Kinder betreut werden als vorgegeben, Dienstpläne werden geändert, zusätzliche Projekte und Ausflüge werden notgedrungen gestrichen. Der Krisenmodus bleibt trotz landespolitischer Bemühungen und zusätzlicher Gelder bestehen. Eine Personalreserve gibt es in der Praxis nicht.

Fazit: Die Personalreserve verdient diesen Titel erst, wenn die aktuelle Fachkraft-Kind-Relation von 1:12 in der Kita tatsächlich erreicht ist und Personal darüber hinaus aufgebaut wird.

Geburtenrückgang als Chance für Bildungsqualität

Aktuell ist in Sachsen ein Geburtenrückgang zu verzeichnen. Dieser geschieht regional sehr unterschiedlich und zu verschiedenen Zeitpunkten. Dies birgt jedoch Chancen für die Bildungsqualität und die Arbeitsbedingungen in sächsischen Kitas.

Fazit: Sinkende Kinderzahlen ermöglichen es, bei stabilen Ausgaben bessere Bildungsqualität für alle Kinder und angemessene Arbeitsbedingungen zu schaffen. Die Planung und Vorbereitung dafür müssen jetzt beginnen.

Spannungsfeld Personaldienstleistung

Um personelle Notlagen in Kitas auszugleichen, erfolgt vermehrt der Rückgriff auf Personaldienstleister. Wie das in der Praxis geschieht, wird in Sachsen unterschiedlich gehandhabt und ist kaum geregelt. Dies gilt ebenso für die Refinanzierung der dabei anfallenden höheren Personalkosten.

Fazit: Der Einsatz von Personaldienstleistern ist auf Landesebene grundsätzlich zu regeln. Notwendig ist eine Verfahrensfestlegung, die ad-hoc und unkompliziert entlastend wirkt.

Inklusion in Kitas umsetzen

„Behindern verhindern“ lautet der Slogan der sächsischen Kampagne für den Anspruch auf gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen im Freistaat. In Kitas fehlt es jedoch an Möglichkeiten, diesem Anspruch gerecht zu werden. Die Kita-Teams sind bereit und möchten eine „Kita für alle“ umsetzten, aber der Rahmen muss stimmen.

Fazit: Es gilt, den Inklusionsbegriff, orientiert am §22 SGB VIII, auch in §2 (4) SaechsKitaG für die Kindertagesbetreuung abzubilden: „Alle Kinder sind in ihrer Entwicklung zu fördern, um entsprechend ihrem Alter und individuellen Fähigkeiten selbstbestimmt zu interagieren und damit gleichberechtigt am Leben in der Gesellschaft teilhaben zu können.“ Der tradierte Begriff des Förderns von Kindern mit Behinderung greift mittlerweile zu kurz.

Lösungsvorschläge für die Politik - verpackt in einem Blumenstrauß

Am Nachmittag teilten die Teilnehmenden ihr Praxiswissen mit Vertreter*innen der Regierungsfraktionen. An sechs Thementische kamen alle Beteiligten ins direkte Gespräch. Jedem der sechs Lösungsansätze wurde am Veranstaltungsende symbolisch eine Blume zugeordnet. Die Vertreter*innen der Regierungsfraktionen stellten sich daraufhin einen Strauß mit den aus ihrer Sicht wichtigsten Aufgaben zusammen.

Robert Clemen, Abgeordneter der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag, war beeindruckt von der Vielfalt an Themen. Besonders im Bereich Integration und Inklusion sehe er neue Aufgaben, die angegangen werden sollten, betonte er in seinem Abschlussstatement. Er sprach sich dafür aus, die Kinder mehr in den Blick zu nehmen und Übergänge einfacher zu gestalten.

Nancy Biermann nahm für die BÜNDNISGRÜNEN alle Themen mit, aber vor allem jene Vorschläge für den Bereich Inklusion und die Praxisanleitung. In ihren Worten zum Veranstaltungsende verwies sie darauf, dass beides relevant für das überarbeitete Sächsische Kitagesetz sei, das kurz vor der Abstimmung im Parlament stehe. Sie bedankte sich zudem für den Austausch zum Spannungsfeld der Leiharbeit im Bereich Kita.

Gerald Eisenblätter meinte, er habe viele kleine Probleme im Großen gehört. Er nehme die Idee einer „Road-Map-Inklusion“ in die SPD-Fraktion mit. Auch bei der anstehenden Diskussion zum Sächsischen Bildungsplan seien alle eingeladen, sich zu beteiligen, betonte er abschließend.


Kontakt:

Anne Cellar
Referentin Bildung, Bereich Kita

E-Mail: anne.cellar(at)parisax.de

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news-9084 Wed, 22 Mar 2023 11:51:55 +0100 Kommentar: Soziale Organisationen stärker als Arbeitgeber darstellen https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/kommentar-soziale-organisationen-staerker-als-arbeitgeber-darstellen/ Unzählige Botschaften stehen täglich im Wettbewerb um unsere Aufmerksamkeit. Dennoch agieren viele soziale Organisationen bei der eigenen Darstellung noch immer so, als wenn dieser Wettbewerb sie nicht beträfe. Es ist Zeit, gezielter zu kommunizieren, sagt Thomas Neumann, Referent für Verbandskommunikation des Paritätischen Sachsen. Unzählige Botschaften stehen täglich im Wettbewerb um unsere Aufmerksamkeit. Dennoch agieren viele soziale Organisationen bei der eigenen Darstellung noch immer so, als wenn dieser Wettbewerb sie nicht beträfe. Es ist Zeit, gezielter zu kommunizieren, sagt Thomas Neumann, Referent für Verbandskommunikation des Paritätischen Sachsen.

Wir kennen ihn alle, den Spruch: Tue Gutes und rede darüber. Mit dem „Gutes tun“ funktioniert es in der Mitgliedschaft des Paritätischen Sachsen sehr gut. Nur beim Darüberreden scheint es leider noch nicht so richtig rund zu laufen. Und dabei ist es gerade jetzt so wichtig, zu zeigen, wer man ist und was man tut.

Denn keine Frage scheint die Träger Sozialer Arbeit und Bildung derzeit so sehr umzutreiben, wie jene nach Personal und Fachkräften. Und damit sind die Mitgliedsorganisationen des Paritätischen Sachsen nicht allein. Auch die Einrichtungen und Dienste der anderen Wohlfahrtsverbände müssen ihre Teams zusammen-bekommen. Private Anbieter sozialer Leistungen ebenso. Die Konkurrenz ist groß - die Anzahl der auf dem Markt verfügbaren Personen klein. Und sie wird absehbar noch kleiner.

Soziale Organisationen zeigen sich zu wenig als Arbeitgeber

Dennoch scheinen sich soziale Organisationen vor den potenziellen Fachkräften, die sich möglicherweise bei ihnen bewerben würden, geradewegs zu verstecken. Nur wenige unserer Mitglieder geben beispielsweise auf ihren Webseiten preis, wer die Menschen sind, die dort betreuen, begleiten, pflegen und bilden. Oft ist nur schwer bis gar nicht erkennbar, warum es sich lohnt, bei gerade diesem oder jenem Träger zu arbeiten. Oder was dem Unternehmen hinsichtlich seiner Beschäftigten wichtig ist. Zu viele glauben noch immer, dass die Veröffentlichung einer Stellenanzeige reichen muss, damit Bewerber*innen sich ein Bild davon machen können, worauf sie sich einlassen.

Spätestens an dieser Stelle kommt gern der Einwand, dass es für Kommunikation und Marketing in sozialen Organisationen keine Ressourcen gäbe. Das mag stimmen. So etwas wichtiges wie Kommunikation wird leider nur selten refinanziert. Allerdings gibt es auch genug Träger, die mit Prämien oder auffälligen Aktionen werben. Ein Stand auf einer der diversen sächsischen Jobmessen ist ebenfalls sehr beliebt. Dafür wird teilweise nicht wenig Geld in die Hand genommen. Und dennoch - die Bewerbungszahlen bleiben trotz des Aufwandes übersichtlich. Und die Qualität der Bewerbungen entspricht nicht unbedingt dem, was man sich gewünscht hätte.

Eigenes Selbstverständnis schärfen

Das eigentliche Problem liegt in der Regel fernab großer Werbebudgets. Oft haben Organisationen stattdessen grundlegende Fragen für sich nicht beantwortet. Beispielsweise solche: Was macht das Arbeiten bei uns aus? Was unterscheidet uns als Unternehmen von anderen im gleichen Segment? Wer passt gut zu uns? Wie sollen unsere Teams zusammengesetzt sein, damit das Arbeiten Spaß macht und fachlich gut gelingt? Erst wenn darüber Klarheit besteht, können die Eigendarstellung und die Ansprache potenzieller neuer Kolleg*innen gelingen. Aktivitäten erfolgen zielgenauer und kosteneffizienter. Selbst eine einfache Stellenanzeige kann in der Folge so zugeschnitten werden, dass sie ansprechender auf jene Personen wirkt, die wirklich zum Unternehmen passen.

Ja, dafür muss man sich Zeit nehmen. Dazu braucht es aber keine tagelangen Workshops. So bieten beispielsweise Leitbilder oder anderweitig formulierte Werte der Organisation wichtige inhaltliche Ansatzpunkte. Eine weitere bedeutende Ressource zur Klärung all solcher Fragen haben alle Organisationen – unabhängig vom Budget: die eigenen Mitarbeiter*innen. Diese Fragen mit der Belegschaft zu bearbeiten, bringt mehr als nur Antworten. Im besten Fall wird dabei die Identifikation mit dem Unternehmen gestärkt, da ein Bewusstsein dafür entsteht, warum es sich lohnt, dort zu arbeiten. So ein Prozess fördert zudem Geschichten zu Tage, die wiederum in der Außendarstellung verwendet werden können. Auf diese Weise lässt sich zeigen, dass Werte und Selbstverständnis tatsächlich gelebt werden und nicht nur Werbe-Schnick-Schnack sind. Natürlich wird in so einem Prozess mit den Beschäftigten auch Negatives zur Sprache kommen. Das birgt dann Chancen für die Personalentwicklung.

Kommunikation stärker als Teil der Unternehmensführung verstehen

Womit wir bei einem weiteren sehr wichtigen Punkt sind: Geschäftsleitung, Kommunikationsverantwortliche und Personalabteilung müssen Hand in Hand arbeiten, wenn es darum geht, Personal zu gewinnen und zu binden. Nur so kann es gelingen, dass die Realität des beruflichen Alltags in der Organisation mit jener identisch ist, die nach außen kommuniziert wird. Nichts ist schlimmer, als nach außen etwas vorzugeben, das so nicht existiert. Bewerber*innen nehmen es definitiv übel, wenn die Website ein junges diverses Team suggeriert und sie am ersten Arbeitstag aber auf eine ausgebrannte Belegschaft treffen, von der die Hälfe innerlich bereits gekündigt hat.

Die Darstellung der Arbeitgeberidentität muss zudem – wie jeder gute Kommunikationsprozess – immer von einem Reflexionsprozess begleitet werden, um authentisch zu sein. Erst Klarheit darüber, was einem selbst wichtig ist, ermöglicht es, dies auch gezielt zu platzieren und die notwendigen Anknüpfungspunkte zur jeweiligen Zielgruppe zu finden. Gerade vor dem Hintergrund geringer Kommunikationsressourcen in sozialen Einrichtungen müssen die eigenen Ziele und die klar abgegrenzte Zielgruppe bekannt sein, bevor man über Maßnahmen sprechen kann. Andernfalls erleidet man hohe Streuverluste. Das ist umso unschöner, wenn damit hohe Kosten einhergehen.

Ein letzter Punkt: Zu oft werden Kommunikationsverantwortliche von sozialen Organisationen lediglich als ausführende Abteilungen verstanden. Führungskräfte verschenken auf diese Weise jedoch im eigenen Haus wichtige Potentiale. Gute Kommunikationsverantwortliche können weit mehr als nur die Webseite hübsch machen und Flyer erstellen. Sie verstehen Kommunikation ganzheitlich und strategisch. Ihre Perspektive auf Fragen der Organisations- und Personalentwicklung sollte mindestens mit eingeholt werden, damit die Kommunikation einer Arbeitgebermarke langfristig erfolgreich sein kann. 


Kontakt:

Thomas Neumann
Referent Verbandskommunikation/ Pressesprecher

Tel.: 0351 - 828 71 122
E-Mail: thomas.neumann(at)parisax.de


Der Artikel erschien zuerst in der Ausgabe März 2023 des Verbandsmagazins anspiel. Das gesamt Heft mit dem Themenschwerpunkt "Gewalt in der Sozialen Arbeit" können Sie hier lesen.

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news-9051 Tue, 14 Mar 2023 09:06:22 +0100 Neue Ausstellung in der Landesgeschäftsstelle https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/neue-ausstellung-in-der-landesgeschaeftsstelle/ Die Offene Kunstwerkstatt (OKW) des Förder- und Betreuungsbereichs der Lebenshilfe Leipzig zeigt Ausschnitte Ihres Schaffens in der Landesgeschäftsstelle des Paritätischen Sachsen und begeht damit gleichzeitig auch ihr zehnjähriges Bestehen. Wieder ist ein halbes Jahr vergangen. Da bedeutet für die Landesgeschäftsstelle des Paritätischen Sachsen: Eine neue Ausstellung hält Einzug.

Und so zeigt nun seit Ende Februar die Offene Kunstwerkstatt (OKW) des Förder- und Betreuungsbereichs der Lebenshilfe Leipzig Ausschnitte Ihres Schaffens und begeht damit gleichzeitig auch ihr zehnjähriges Bestehen. Gegründet wurde sie von Paul Ziolkowski, der sie bis heute auch leitet.

In der OKW wird gezielt die künstlerische Arbeit von und mit Menschen mit Assistenzbedarf gefördert und ihnen so ein Zugang zur Kunstwelt eröffnet. Sie schafft einen Raum, sich kreativ zu betätigen und zur Begegnung zwischen Menschen mit Behinderung und Künstler*innen.

Für die Mitwirkenden ist die OKW Ausdruck, Kommunikation und Selbstbewusstwerdung. Viele von ihnen können nicht sprechen - doch das Kunstmachen ermöglicht einen ganz eigenen Weg der Artikulation. Die selbst gewählte Beschäftigung mit Malerei, Zeichnung oder Ton schafft haptische Erlebnisse. Es erwächst ein Gegenüber in dem Geschaffenen und damit eine Identität. Nicht die Ergebnisse, sondern die Materialerfahrung und der Prozess werden in den Mittelpunkt gestellt.

Professionelle Künstler*innen sind eingeladen, diesen Prozess zu begleiten, zu beobachten, zu leiten und gestaltend an ihm mitzuwirken. In der OKW geht es um Austausch und gegenseitige Beeinflussung - im Bestfall entstehen gemeinsame Kunstwerke.

Herausforderung wie auch Chance liegt für die Kunstschaffenden darin, den individuellen handwerklichen Ausdruck der Gruppenmitglieder künstlerisch fruchtbar zu machen. Hierbei soll behutsame Assistenz die physischen und mentalen Barrieren abbauen, um die Arbeit selbst ins Zentrum zu stellen.

Die OKW versteht sich als Arbeitskollektiv, das einen wertvollen Beitrag zur Inklusion leistet. Dass sie in der Werkstatt des Lebenshilfe Leipzig e.V. wirkt, ist demnach nicht zufällig. An diesem Ort finden Menschen mit Behinderung durch Ausbildungs- und Arbeitsplätze Teilhabe an der Gesellschaft. Das Projekt OKW flankiert diesen Ansatz und hält den Diskurs lebendig: Was macht Inklusion tatsächlich aus? Was ist wertvolle Arbeit? Wer oder was sind Künstler*innen? Endgültige Antworten darauf kann es nicht geben, doch unabdingbar bleibt die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema.

Die Offene Kunstwerkstatt entstand 2013 darauf abzielend, einen inklusiven und barrierearmen Raum zu errichten. Dabei entwickelte sie sich im Verlauf der Jahre zu einem Interaktionsort der künstlerischen Begegnung und des interdisziplinären Austauschs. Verschiedene in der Kunstwerkstatt entstandene Arbeiten wurden und werden in Projekten und Ausstellungen der Lebenshilfe Leipzig und befreundeter Partner verwendet und gezeigt.

Die Ausstellung in Dresden kann während der Geschäftszeiten der Landesgeschäftsstelle (Mo – Do 9 – 16.00 Uhr, Fr 9 – 12.00 Uhr) besichtigt werden. Eine Wegbeschreibung finden Sie hier. 

Weitere Informationen zur OKW sowie den Kontakt dorthin finden sie unter www.lebenshilfe-leipzig.de

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news-9050 Mon, 13 Mar 2023 09:28:00 +0100 Kita: Gesetzentwurf in der Anhörung https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/kita-gesetzentwurf-in-der-anhoerung/ Das Gesetz über Kindertageseinrichtungen in Sachsen wird aktuell novelliert. Am 3. März 2023 lud der Bildungsausschuss des Sächsischen Landtages zur Anhörung. Gemeinsam mit der Liga brachte der Landesverband dort seine Änderungsvorschläge ein. Das Gesetz über Kindertageseinrichtungen in Sachsen wird aktuell novelliert. Am 3. März 2023 lud der Bildungsausschuss des Sächsischen Landtages zur Anhörung. Gemeinsam mit der Liga brachte der Landesverband dort seine Änderungsvorschläge ein.

Aktuell steht die Novellierung des Gesetzes über Kindertageseinrichtungen in Sachsen (SächsKitaG) an. Das Vorhaben ist schon länger bekannt und wurde mehrfach in den Kita-Gremien des Paritätischen Sachsen sowie gemeinsam mit den Schwesterverbänden in der Liga der Freien Wohlfahrtspflege intensiv diskutiert. Bereits Anfang 2022 positionierte sich der Paritätische Sachsen gemeinsam mit der Liga mit Hinweisen an das Sächsische Staatsministerium für Kultus. Bis Ende 2022 gab es jedoch keinerlei Informationen zu den Inhalten oder zum Verfahren der Novellierung an sich. Anfang 2023 wurde dann bekannt, dass es einen gemeinsamen Gesetzentwurf der Regierungsfraktionen gebe. Das Gesetz sei schnellstmöglich im parlamentarischen Verfahren auf den Weg gebracht worden, um die im Doppelhaushalt 2023/2024 beschlossenen Budgets ab Sommer 2023 in Maßnahmen umsetzen zu können.

Am 3. März 2023 lud dann der Bildungsausschuss des Sächsischen Landtags verschiedene Expert*innen zu einer Anhörung zum aktuellen Entwurf des SächsKitaG ein. Der Paritätische Sachsen war an dieser Anhörung über die Liga beteiligt.

Inklusion als zentraler Aspekt von Bildungsgerechtigkeit

Bei der Frage, wie Inklusion zukünftig gestaltet werden soll, waren sich die geladenen Sachverständigen einig: Den Begriff Integration im Gesetz lediglich durch Inklusion zu ersetzen, ist nicht ausreichend. Bianca Bretschneider, Geschäftsführerin der Känguru Leipzig gGmbH und Mitglied des Landesvorstandes des Paritätischen Sachsen, mahnte in Ihrem Redebeitrag an, dass der Slogan „Behindern verhindern“ der Teilhabekampagne des Freistaates auch in der Novelle des SächsKitaG greifen muss.

Bereits im Vorfeld der Anhörung brachte die Liga in ihrer Stellungnahme einen konkreten Inklusionsbegriff ein, der die Teilhabe an frühkindlicher Bildung als zentralen Aspekt von Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit versteht. Das tradierte Verständnis des bloßen Förderns von Kindern mit Behinderungen trägt nicht mehr. Neben der Teilhabe ist insbesondere die weitestgehende Selbstbestimmung eines jeden Kindes anzustreben. Es gilt, mindestens jenes Verständnis von Inklusion im SächsKitaG abzubilden, wie es sich inzwischen auch im Sozialgesetzbuch VIII (Kinder- und Jugendhilfe) wiederfindet. Die Mitglieder des Bildungsausschusses signalisierten ebenso, dass sie hinsichtlich der Inklusion Nachbesserungsbedarf im Gesetzentwurf sehen.

Ausgleich von personellen Fehlzeiten nur marginal spürbar

Die auch im aktuellen Doppelhaushalt abgebildete Aufstockung des Personals in sächsischen Kitas um vier Prozent würdigten die Sachverständigen als richtigen Schritt. Til Walthers, Hortleiter aus Leipzig, fand dennoch drastische Worte für die derzeitige Situation: „Die Hütte brennt.“ Die Personalnot beeinträchtige bereits die Bildungsqualität und zwinge dazu, das Leistungsprofil frühkindlicher Bildung zurückzufahren.

Dies bewertet die Liga ähnlich. Die bevorstehende Verbesserung werde nur marginal spürbar sein. Eine weitere Hebung der Bildungsqualität – so wie sie der vorliegende Gesetzentwurf beschreibt – sei damit nicht zu leisten. Die zu schließende Lücke liege bei 16 – 20 Prozent an Ausfällen durch Urlaub, Krankheit und Weiterbildung, so die Wohlfahrtsverbände. In den zurückliegenden Debatten plädierte der Paritätische Sachsen daher für die Verständigung auf verbindliche Schritte. Denkbar sei eine stufenweise Angleichung bis zum ehrlichen Verhältnis zwischen Fachkräften und Kindern. Ab dann sei die Betreuung, Bildung und Begleitung der Kinder sichergestellt und ein Qualitätsausbau möglich, so die verbandliche Bewertung.

Kindertagespflege erfährt Aufwertung

Für die Kindertagespflege bringt die Novelle einen wichtigen Schritt. Sie soll fortan vollumfänglich als Teil der Kindertagesbetreuung in Sachsen anerkannt werden. Simone Kühnert, Leiterin der Informations- und Koordinierungsstelle Kindertagespflege in Sachsen (IKS), welche durch den Paritätischen Sachsen getragen wird, begrüßte die Aufhebung des bisherigen Sonderstatus. Gleichzeitig warb sie dafür, die Kindertagespflege als bedarfsgerechtes und familiennahes Bildungsangebot weiterhin zu stärken.

Eine kleine Novelle mit Nachbesserungsbedarf

Uschi Kruse, Vorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft bezeichnete den Gesetzentwurf in der Anhörung als “eine kleine Novelle“, die hinter den Erwartungen zurückbleibe.

Diese Kritik teilt der Paritätische Sachsen. Viele Fragen lässt die Novelle leider unbeantwortet. Wie geht die institutionelle frühkindlichen Bildung mit sinkenden Kinderzahlen um? Wie können Kitas ihrer neuen Aufgabe nachkommen, Eltern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen, ohne den Bildungsauftrag zu schwächen? Welche Kooperationen von Bildungspartnern sind im Rahmen des bald geltenden Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung möglich? Auch beim Thema Ausbildung bleiben wichtige Aspekte liegen. So zum Beispiel bessere Rahmenbedingungen für die Praxisanleitung in der berufspraktischen Ausbildung.

Zu ungenau ist der Entwurf ebenfalls beim Thema Gewaltschutz und bleibt nach Ansicht des Paritätischen Sachsen sogar hinter den bundesgesetzlichen Vorgaben in §8a SGB VIII zurück. Zu geeigneten Beteiligungsverfahren und Gewaltschutzkonzepten ist der Gesetzentwurf zu wenig aussagekräftig. Mit dieser Fehlstelle darf das Gesetz nicht im Landtag beschlossen werden.

Positive Aspekte der Novelle sind beispielsweise, dass Schulvorbereitung als langfristige Aufgabe anerkannt wird und nicht auf das letzte Jahr beschränkt ist. Zudem wird die Mitsprache der Eltern durch zukünftig mögliche einrichtungsübergreifende Elternräte gestärkt.

Kleine Schritte für die Kleinen

Leicht entsteht der Eindruck, dass die vorgesehene Novellierung lediglich die Umsetzung der im Haushalt beschlossenen Mittel ermöglichen soll. Das ist grundsätzlich begrüßenswert, denn die Mittel sollen wie angekündigt in der zweiten Jahreshälfte in der Praxis greifen. Darüber hinaus sind kleine Verbesserungen erkennbar. Die Gesetzesnovelle geht also kleine Schritte in die richtige Richtung.

Der große Wurf ist die vorliegende Novelle des SächsKitaG jedoch nicht. Die Anpassungen bleiben hinter den Erwartungen zurück. Politik und Verwaltung müssen im weiteren Vorgehen stärker darauf achten, dass in der frühkindlichen Bildung die entscheidenden Grundlagen für erfolgreiche Bildungsbiografien gelegt werden. Jede Stärkung der Rahmenbedingungen in den sächsischen Kitas bedeutet auch, in die Fach- und Führungskräfte von morgen zu investieren. Auch hier sollte die so oft bemühte Generationengerechtigkeit zum Tragen kommen. In diesem Sinne wird sich der Paritätische Sachsen weiterhin in die Diskussionen über die Entwicklung der sächsischen Kitas einbringen.


Kontakt:

Anne Cellar
Referentin Bildung, Bereich Kita

E-Mail: anne.cellar(at)parisax.de

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news-9048 Fri, 10 Mar 2023 09:46:00 +0100 Kommentar: Abgespeckt oder neu erfunden? Sprach-Kitas auf sächsisch https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/kommentar-abgespeckt-oder-neu-erfunden-sprach-kitas-auf-saechsisch/ Das Ende des Bundesförderprogramms für Sprach-Kitas ging Ende 2022 wie ein Beben durch die sächsische Kita-Landschaft. Doch das Auslaufen der Förderung war absehbar. Trotzdem schien man auch in Sachsen überrascht und strickte hastig ein wenig ausgewogenes Anschlussprojekt, kritisiert unsere Bildungsreferentin Anne Cellar. Das Ende des Bundesförderprogramms für Sprach-Kitas ging Ende 2022 wie ein Beben durch die sächsische Kita-Landschaft. Doch das Auslaufen der Förderung war absehbar. Trotzdem schien man auch in Sachsen überrascht und strickte hastig ein wenig ausgewogenes Anschlussprojekt, kritisiert unsere Bildungsreferentin Anne Cellar.

Bundesweit war etwa jede achte Kita eine Sprach-Kita. Zusätzliche Fachkräfte für sprachliche Bildung berieten hier seit 2016 die jeweiligen pädagogischen Teams. Neben der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung waren inklusive Pädagogik, die Zusammenarbeit mit Familien und digitale Medien die Schwerpunkte der Arbeit vor Ort. Die Kita-Teams sollten während des Projektzeitraums so viel Wissen und Befähigung erhalten, dass eine zusätzliche Fachkraft für sprachliche Bildung nicht mehr nötig ist. Das Programm sollte sich also eigentlich selbst abschaffen. Und dennoch wurde das Projekt mehrfach verlängert, da immer neue Fortbildungsthemen zu Tage traten und der Kompetenzgewinn in den Teams gut gelang.

Mehr Tun mit weniger Geld?

Zum Sommer 2023 läuft das Bundesprogramm nun tatsächlich aus. Der Sprach-Kita-Ansatz wird weitgehend positiv und als wirksam bewertet – auch von Seiten des Freistaates. Umso bedauerlicher ist es, dass eine nachhaltige Verstetigung auf Landesebene, wo Bildung hingehört, versäumt wurde. Sachsen entschied sich stattdessen dafür, mit abgespecktem Budget eine neue Version aufzulegen – die die ursprünglichen Idee verwirft und neu anhebt. Dafür sollen 10,7 Millionen Euro pro Jahr aus den Bundesgeldern des KiTa-Qualitätsgesetzes verwendet werden. Mit dieser Summe hätte man einen guten Teil des Programms in seiner ursprünglichen Form fortführen können. Erneut verpasste es das Kultusministerium jedoch, Akteure aus der Praxis bei der Veränderung des Programms zu beteiligen. Die jetzige Lösung wirkt unausgewogen, verschenkt leichtfertig zuvor gesammelte Erfahrungen und geht an den Bedarfen der Praxis vorbei.

Einigkeit herrscht darüber, dass allen Kindern und allen Einrichtungen gute alltagsintegrierte sprachliche Bildung zugutekommen soll. Doch statt der am ursprünglichen Sprach-Kita-Programm beteiligten 359 sächsischen Einrichtungen soll die Beratung und Begleitung auf über 1400 Kindertagespflegepersonen sowie alle 3000 Horte und Kitas ausgeweitet werden. Natürlich ist das ein richtiger Anspruch. Hält man dann jedoch die bereits angesprochenen 10,7 Millionen Euro dagegen, erscheinen diese etwas dürftig. Zumal die besagten 359 Sprach-Kitas für ihre Arbeit jährlich bisher mehr Geld einsetzen konnten.

Ok, könnte man sagen - immerhin sind es 10,7 Millionen Euro und die Idee der Sprach-Kita bleibt – wenn auch in reduzierter Form - den pädagogischen Fachkräften als wichtige Unterstützung erhalten. Doch leider ist es nicht so. Denn von den 10,7 Millionen Euro zur Stärkung der Qualität in Kitas soll auch ein Anteil in weitere Maßnahmen fließen. So ist ein Teil für neue Stellen vorgesehen, um den Personalschlüssel ein kleines bisschen ehrlicher zu machen. Weitere Gelder sollen außerdem Fortbildungen bezüglich des derzeit schon guten Angebots ermöglichen. Die Mittel werden also breit verteilt, anstatt sie - wie im ursprünglichen Bundesprogramm - gezielt einzusetzen. Wie wirksam kann das sein?

Zeitliche Befristung und unnötige Doppelstrukturen schmälern Erfolgsaussichten

Richtig ist die Erkenntnis, dass Fachkräfte weiterhin inhaltliche Unterstützung brauchen. Geplant ist, in den Landkreisen und kreisfreien Städten wohl jeweils vier Stellen für Sprachmentor*innen zu schaffen. Diese sollen dann alle Einrichtungen der sächsischen Kindertagesbetreuung beraten. Schwierig erscheint hingegen, dass damit neben der bereits bestehenden Fachberatung und einer breiten Fortbildungspalette nun eine Spezialfachberatung und noch mehr Spezialfortbildungen geschaffen werden. Hier besteht die Gefahr von Doppelstrukturen und Kompetenzüberschneidungen.

Neben der übersichtlichen Finanzierung ist die Befristung des Landesprojektes auf nur anderthalb Jahre ein weiterer wesentlicher Kritikpunkt. In dieser Zeit wird es nur schwer gelingen, die Sprachmentor*innen gut in die Praxis zu integrieren. Die Stellen müssen erstmal besetzt werden. Dann braucht es eine Einarbeitung und schließlich das Ankommen im Feld. Die 18 Monate Laufzeit werden wahrscheinlich allein für diese Schritte benötigt. Wie oft die pädagogischen Fachkräfte ihre Sprachmentor*innen in dieser Zeit tatsächlich sehen, wird spannend.

Bessere Beteiligung hätte Erfolgschancen und Akzeptanz erhöht

Ich bin davon überzeugt, dass selbst mit der geringeren finanziellen Ausstattung eine zielgenauere Lösung hätte gefunden werden können. Doch noch einmal: Das zuständige Ministerium hat es erneut verpasst, die Praktiker*innen zu fragen, was in ihrer Arbeit gut und erhaltenswert war. Anfragen an die Spitzenverbände kamen erst, als eigentlich alles fertig war.

Die Praxis hätte sich dafür ausgesprochen, insbesondere das Netzwerk mit dessen erworbenem Wissen zu erhalten. Auch das Wirken der zusätzlichen Fachkräfte hauptsächlich vor Ort und deren Gestaltung der Elternarbeit wird als entscheidend für die erfolgreiche Arbeit gesehen, da somit mittels Kompetenzstärkung Benachteiligung entgegengewirkt wird. Nichts davon findet sich jedoch im Landesprogramm. Es musste schnell gehen, um die Gelder des Bundes zu bekommen, so die Begründung. Das Bundesprogramm war von Beginn an als befristete Förderung angelegt und als Impuls gedacht, damit die Länder während der Laufzeit auf eigene Lösungen hinarbeiten können. Das ist – übrigens nicht zum ersten Mal – nicht erfolgt und man war gezwungen, hastig etwas zu stricken. Für eine sächsische Lösung wäre jedoch ausreichend Zeit gewesen, wenn man gewollt hätte.

Wenn wir eine zukunftsfähige Bildungslandschaft wollen, dann können wir es uns nicht länger leisten, auf die Erfahrungen und das Wissen von Projektbeteiligten und Praxis zu verzichten. Deren Einbezug ist nicht nur aus fachlich-pädagogischer Sicht wichtig, sondern auch mit Blick auf die nachhaltige Verwendung von Steuergeldern. Es ist ärgerlich, dass Beteiligung immer noch zu wenig gelebt wird. Hier muss Sachsen dringend besser werden. 


Kontakt:

Anne Cellar
Referentin Bildung

E-Mail: anne.cellar(at)parisax.de

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news-9030 Fri, 03 Mar 2023 10:30:18 +0100 Digitalisierung: Bedarfe des Ehrenamts stärker berücksichtigen https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/digitalisierung-bedarfe-des-ehrenamts-staerker-beruecksichtigen/ Zu Jahresbeginn 2023 stellte der Freistaat seine neue Digitalstrategie vor. Bei deren Erarbeitung brachte sich der Paritätische Sachsen aktiv ein und betonte, dass Digitalisierung stets barrierefrei gedacht werden muss. Zudem verwies er auf deren Bedeutung für zivilgesellschaftliches Engagement und die Bildung. Zu Jahresbeginn 2023 stellte der Freistaat seine neue Digitalstrategie vor. Bei deren Erarbeitung brachte sich der Paritätische Sachsen aktiv ein und betonte, dass Digitalisierung stets barrierefrei gedacht werden muss. Zudem verwies er auf deren Bedeutung für zivilgesellschaftliches Engagement und die Bildung.

Unter dem Titel ‚Sachsen digital 2030: Besser, schneller, sicher‘ stellte Wirtschafts- und damit Digitalminister Martin Dulig im Januar 2023 die neue Digitalstrategie des Freistaates vor. Die Weiterentwicklung der aus dem Jahr 2016 stammenden Strategie fand diesmal unter breiter Beteiligung von Akteur*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft statt.

Der Paritätische Sachsen brachte sich in mehreren Workshops in diesen Prozess ein. Im Ergebnis erfasst die Struktur der Digitalstrategie nun fünf Dimensionen: Gesellschaft, Staat, Wirtschaft und Arbeit, Digitale Infrastruktur und Bildung sowie Wissenschaft und Forschung. Es wurden 16 Handlungsfelder bestimmt.

Digitalisierung muss barrierefrei gedacht werden

Für den Landesverband war es wichtig, dass in allen Dimensionen und Handlungsfeldern von Anfang an Barrierefreiheit mitgedacht werden muss. „Wenn beim digitalen Wandel alle Zielgruppen mitgenommen werden sollen, müssen auch digitale Formen der Mitwirkung für alle vollumfänglich möglich sein“, meint Daniel Fuchs, Bereichsleiter der Regionalgeschäftsstellen des Paritätischen Sachsen, der den Landesverband im Beteiligungsprozess vertrat. „So eröffnet die Digitalisierung der Gesellschaft nicht nur neue Chancen des Arbeitens und Engagements, sondern auch Gestaltungsformen einer barrierefreien Kommunikation und Teilhabemöglichkeiten.“

Ehrenamt fit für die Digitalisierung machen

Hinsichtlich der Partizipation und des zivilgesellschaftlichen Engagements brachte der Paritätischen Sachsen die Bedarfe ehrenamtlicher Strukturen ein. Ehrenamtlich Tätige leisten wichtige und verantwortungsvolle Aufgaben für die Gesellschaft, sodass sie beim zunehmenden Gebrauch digitaler Werkzeuge entsprechende Kenntnisse und Kompetenzen benötigen. Um sie dabei zu unterstützen, muss die Digitalstrategie Themen wie den Ausbau und die Weiterentwicklung kostenloser Bildungsangebote für diese Zielgruppe berücksichtigen. Gleichzeitig müssen bürokratische Hürden abgebaut bzw. durch Digitalisierungsprozesse vereinfacht werden, damit sich Ehrenamtliche niedrigschwellig und zielgerichtet einbringen können.

Diese Schwerpunkte flossen in die Mission der Digitalstrategie ein, in der es heißt: „Wir bauen gleichberechtigte und barrierefreie digitale Möglichkeiten für die partizipative Gesellschaft flächendeckend weiter aus. Dabei unterstützen wir handelnde Akteure […], um bei der Bürgerbeteiligung sowie dem zivilgesellschaftlichen Engagement die Rahmenbedingungen zu vereinfachen […].“

Digitalisierung auch in Schule und frühkindlicher Bildung wichtig

Einen weiteren Fokus legte der Paritätische Sachsen auf das Handlungsfeld Schule. Hierbei forderte er, dass mit den Bundesmitteln des Digitalpaktes auch in Sachsen zügig eine digitale Lernumgebung für Schüler*innen geschaffen werden muss. Aber auch beim Personal und bei der Personalentwicklung müssen digitale Werkzeuge stärker zum Einsatz kommen. Neben der digitalen Infrastruktur und der Ausstattung mit Hardware bedarf es der Finanzierung von notwendigen Weiterbildungen und der Qualifizierung für digitale Tools.

„Obwohl beim Handlungsfeld Schule nicht nur kommunale, sondern auch freie Schulträger berücksichtigt wurden, ist es schade, dass die frühkindliche Bildung in der Digitalstrategie völlig fehlt. Denn insbesondere bei der Personalarbeit und der Kommunikation zwischen Einrichtungen, Verwaltung und Elternschaft bietet die Digitalisierung ebenfalls effektive und effiziente Möglichkeiten“, ist Daniel Fuchs überzeugt.

Die gesamte Digitalstrategie ‚Sachsen digital 2030: Besser, schneller, sicher‘ ist unter folgendem Link abrufbar: https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/41515


Kostenfreie Weiterbildungen für Ehrenamtliche bietet unsere Ehrenamtsakademie Südwestsachsen an. Alle Informationen dazu sowie das Weiterbildungsangebot finden Sie hier.

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news-9006 Thu, 23 Feb 2023 12:23:57 +0100 Ernährung im Alter: Essen ist mehr als nur Nahrungsaufnahme https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/ernaehrung-im-alter-essen-ist-mehr-als-nur-nahrungsaufnahme/ Gesundes Essen wird im Alter immer wichtiger, um körperliche und geistige Fitness zu erhalten. #Pflegeeinrichtungen können durch die Gestaltung des Verpflegungsangebotes entscheidend dazu beitragen. Der Paritätische Sachsen unterstützt mit passenden Weiterbildungen. Gesundes Essen wird im Alter immer wichtiger, um körperliche und geistige Fitness zu erhalten. Pflegeeinrichtungen können durch die Gestaltung des Verpflegungsangebotes entscheidend dazu beitragen.

Das Verpflegungsangebot ist in Senioreneinrichtungen ein zentrales Element für die persönliche Lebensqualität der älteren Menschen. Mit fortschreitendem Alter verändert sich der Nährstoffbedarf und die Risikofaktoren für Mangelernährung - wie beispielsweise Zahnprobleme, Demenz und nachlassendes Hungergefühl - nehmen zu.

Essen bedeutet viel mehr als nur satt zu sein. Neben den gesundheitlichen Aspekten hat die Nahrungsaufnahme wichtige soziale und kommunikative Faktoren. Damit Senioren diese Wertschätzung des wichtigen Tagesbestandteiles spüren können, ist bei allen beteiligten Akteuren der Seniorenverpflegung umfangreiches Wissen zum Thema von Nöten. Alle Fachkräfte - angefangen von Küchenfachkräften, Küchenleitungen über Heimleitungen, Pflegedienstleitungen und Pflegefach- und Assistenzkräften bis hin zu Ergotherapeut*innen – benötigen Wissen über die Ernährungsbedürfnisse und –bedarfe der Senior*innen. Zudem braucht es gute kommunikative Kompetenzen, um mit allen an der Verpflegung von Senior*innen beteiligten Personen in den Dialog zu treten. 

Verpflegung in Pflegeeinrichtungen ist Teamaufgabe

Mit der "Ist-Stand-Erhebung zur Umsetzung ausgewogenen Ernährung in der vollstationären Pflege in Sachsen" zeigte das Projektteam der parikom gGmbH deutlich, dass der wohl wichtigste Einfluss auf das Angebot einer ausgewogenen Ernährung ein gemeinsames und abgestimmtes Handeln aller im Verpflegungsmanagement zusammenarbeitenden Professionen ist. Nur im Zusammenspiel aller können die Individualitäten der Bewohner*innen umgesetzt werden.

Derzeit berät und begleitet die parikom gGmbH im Rahmen ihres Projektes "Ernährung in Pflegeeinrichtungen" vier vollstationäre Pflegeeinrichtung beim Aufbau bzw. bei der Optimierung von Kommunikationsstrukturen im Schnittstellenbereich Ernährungsmanagement. Grundlegende Angebote wie Verpflegungsangebote bei Mangelernährung, Adipositas oder die Gestaltung einer ausgewogenen Seniorenverpflegung sind auch in diesen Einrichtungen vorrangig gewünschte und wichtige Themen.

Weiterbildungen mit dem Fokus auf ältere Menschen

Das diesjährige Seminarangebot unseres Weiterbildungsbereiches bietet verschiedene Möglichkeiten, Ihre fachlichen Kompetenzen im Bereich Seniorenverpflegung zu vertiefen und auszubauen und auch selbst zu erleben, wie es sich anfühlt, als körperlich eingeschränkter Mensch alltägliche Situationen aus dem Verpflegungsalltag zu meistern. Der langjährig erfahrene Referent und Berater Sascha Kühnau vermittelt als Oecotrophologe und „Koch für alle Fälle“ die Themen mit praktischer Umsetzbarkeit.

Folgende Angebote unterstützen Sie dabei, Fragen zu Alter und Ernährung im Berufsalltag erfolgreich zu meistern:

23.03.2023 Dresden:
Verpflegungsangebote bei Mangelernährung in der Seniorenversorgung

15.06.2023 Dresden:  
Schnittstellen und Nahtstellen in der Seniorenverpflegung - Wie alle Beteiligten gut zusammenarbeiten können

16.06.2023 Dresden:
Die Gestaltung einer ausgewogenen Seniorenverpflegung - Meistern Sie den Spagat zwischen Wunsch und Empfehlung

04.07.2023 Dresden:
Blitzalterung - Ein Erfahrungsseminar im Alterungsanzug

05.07.2023 Dresden:
Verpflegungsangebote bei Übergewicht und Adipositas in der Seniorenversorgung

13.09.2023 Dresden:
Serviceorientierte Mahlzeitengestaltung für Senior*innen

14.09.2023 Dresden:
Lebensmittelallergien im Verpflegungsalltag handhaben

30.11.2023 Dresden:
Lebensmittelhygiene ist mehr als HACCP - Bedarfsgerechte Gestaltung des Lebensmittelhygienekonzeptes

01.12.2023 Dresden:
Rechtsvorschriften in der Lebensmittelhygiene


Sie haben Fragen oder Anregungen? Sprechen Sie das Weiterbildungsteam an.

Tel.: 0351 - 828 71 431
E-Mail: weiterbildung(at)parisax.de

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news-8861 Tue, 21 Feb 2023 05:30:00 +0100 Arbeitsschutz als Basis für gesundes Arbeiten https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/arbeitsschutz-als-basis-fuer-gesundes-arbeiten/ Arbeitsschutz in einer Werkstatt mit 320 Mitarbeitenden umzusetzen und so die Gesundheit aller Beschäftigten zu schützen, erfordert ein lebendiges Arbeitsschutzkonzept. Doch wie fängt man an? Die Görlitzer Werkstätten haben sich dieser Frage gestellt. Arbeitsschutz in einer Werkstatt mit 320 Mitarbeitenden umzusetzen und so die Gesundheit aller Beschäftigten zu schützen, erfordert ein lebendiges Arbeitsschutzkonzept. Doch wie fängt man an? Die Görlitzer Werkstätten haben sich dieser Frage gestellt.

Arbeitsschutz gehört in einer Werkstatt so selbst-verständlich zum Alltag wie Werkzeuge und Werkstoffe. Das gilt auch für die Görlitzer Werkstätten, in der 320 Werkstattbeschäftigte arbeiten. Tischlerei, Wäscherei und Industriemontage sind nur drei der acht Arbeitsbereiche, für die jeweils eigene Anforderungen an den Arbeitsschutz bestehen. Bei der Vielzahl von Verordnungen, Regelungen und gesetzlichen Vorgaben ist es für die Verantwortlichen jedoch herausfordernd, die wichtigsten Handlungsfelder im Blick zu behalten. Daher entschied sich das Leitungsteam der Görlitzer Werkstätten vor zwei Jahren dafür, den Arbeitsschutz als Aufgabe des gesamten Unternehmens anzugehen und neu aufzustellen.

Hierbei stützte sich das Team auf den ORGA-Check der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie. Mit diesem Selbsttest können Einrichtungen anhand von 15 Bausteinen überprüfen, ob die Anforderungen an eine gute Arbeitsschutzorganisation erfüllt sind. Wie bei einem Backrezept sind die einzelnen Themenbereiche nacheinander angeordnet und können sukzessive abgearbeitet werden.

Ist-Stand des Arbeitsschutzes prüfen

Da ein unternehmensweiter Arbeitsschutz angestrebt wurde, lag das Augenmerk zunächst auf den umzusetzenden Aufgaben, auf der Verantwortung für deren Umsetzung und auf den unterstützenden Dokumenten. Mithilfe des ORGA-Checks erfolgte zunächst eine Ist-Stand-Analyse, um Handlungsbedarfe zu identifizieren.

Ein erster Schritt bestand darin, die bis dahin verwendeten Dokumente und Leitfäden sowohl auf ihre Sinnhaftigkeit, aber vor allem auch auf deren praktische Umsetzung hin zu prüfen. Ein Großteil der Unterlagen war über Jahre nicht angepasst worden und wich teilweise von den aktuellen Abläufen in der Werkstatt ab. Eine entscheidende Frage war zudem, inwieweit allen Beschäftigten die vorhandenen Arbeitsschutzmaterialien bekannt waren und im Alltag genutzt werden.

Bei diesem Schritt war es der Werkstattleitung wichtig, die Beschäftigten unmittelbar einzubinden. Zum einen, um die Umsetzung des Arbeitsschutzes und der dafür notwendigen Dokumente aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und zum anderen, damit alle von Beginn an beteiligt sind und das Thema mitdenken. Dem Betriebsrat, dem Team für Qualitätsmanagement und der Fachkraft für Arbeitssicherheit kamen dabei ebenfalls wichtige Funktionen zu, da sie an den Entscheidungen und bei der Umsetzung künftiger Arbeitsschutzmaßnahmen erheblich mitwirken. Unterstützung holten sich die Görlitzer Werkstatten zudem von ihrer Betriebsärztin und der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege.

Vorhandenes aktualisieren und Anwendbarkeit vereinfachen

Infolge des breit angelegten Dialogs traten verschiedene Handlungsbedarfe zu Tage. Gefährdungsbeurteilungen, Betriebsanweisungen oder auch Unterweisungsvorlagen und Pflichtübertragungen wurden neu erstellt und einheitliche Formate entwickelt. Insbesondere der einheitliche Aufbau der verschiedenen Dokumente soll dafür sorgen, dass Prozesse und Abläufe verständlich sind und deren Zusammenhang miteinander nachvollziehbar ist. Zudem soll mittels einer neu angelegten Ordnerstruktur die Auffindbarkeit erleichtert werden.

Damit die neuen Dokumente den Beschäftigten bei der Umsetzung des Arbeitsschutzes auch leicht zugänglich und hilfreich sind, planen die Görlitzer Werkstätten eine webbasierte Softwarelösung. Sie soll beispielsweise an Wartungsintervalle und notwendige Unterweisungen erinnern, Informationen zu Arbeitsmitteln und deren richtiger Anwendung bündeln, Zuständigkeiten transparent machen und durch Checklisten bei der Umsetzung von Aufgaben unterstützen. Alle für den Arbeitsschutz zuständigen Personen sollen mittels eines internetfähigen Endgerätes jederzeit auf relevante Unterlagen zugreifen können, offene Aufgaben erkennen und umsetzen. Zudem soll gewährleistet werden, dass Unterweisungen einheitlich erfolgen - unabhängig von der Person, die sie durchführt.

Was so schön praktisch klingt, will gut durchdacht sein. Die beschriebene Überarbeitung der Dokumente und Prozesse bilden dafür die entscheidende Grundlage. Derzeit wird eine digitale Lösung für die Tischlerei, die Wäscherei und die Druckerei umgesetzt. Mittels dieser Pilotlösung sollen in den kommenden Monaten Erfahrungen gesammelt werden, die dann in der Arbeitsschutzsoftware für die gesamte Werkstatt berücksichtigt werden können.

Beschäftigte zum selbstständigen Handeln befähigen

Mit der Software allein wird der Arbeitsschutz jedoch nicht gelingen. Im gesamten Prozess der Neuausrichtung wurde die besondere Funktion der Führungskräfte bei diesem Unterfangen deutlich. Dies gilt insbesondere dafür, bestehende Gefährdungsbeurteilungen zu verstehen und Gefährdungen als solche zu erkennen und zu dokumentieren.

Dass Gefährdungsbeurteilungen grundlegend für den Arbeitsschutz sind und Gefahrenpotentiale aus unterschiedlichen Perspektiven beurteilt werden sollten, war nicht allen Beteiligten bewusst. Die Werkstattleitung ermutigte also dazu, sich mit den Kolleg*innen darüber auszutauschen, sich Hilfe zu holen und versicherte, dass eine Führungskraft nicht immer alles wissen oder für jede Situation eine Lösung parat haben muss.

Um dem Team die dafür nötige Sicherheit zu vermitteln, greifen die Görlitzer Werkstätten auf das Weiterbildungsangebot der BGW zurück. Dabei geht es jedoch nicht ausschließlich um die reine Wissensvermittlung. Die Kolleg*innen sollen künftig eigeninitiativ und selbstverantwortlich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz für ihre Arbeitsbereiche erkennen und anwenden. Zudem sollen das Selbstverständnis der Führungskräfte und Beschäftigten sowie das Bewusstsein für Verantwortung und Aufgaben gestärkt werden.

Die Analyse der Ist-Situation zum Thema Arbeitssicherheit, Gesundheit- und Umweltschutz war aufwendig. Dennoch sind Team und Werkstattleitung sicher, dass es nur so möglich ist, eine solide Basis für weitere Entscheidungen im Unternehmen zu schaffen. Zudem ist während des gesamten Prozesses das Bewusstsein für Arbeitsschutz und somit für die Gesunderhaltung aller Beschäftigten gewachsen. Zugleich sind Wissenslücken offenbar geworden, die nun gezielt geschlossen werden können.


Arbeitsschutz und Gesundheit sind eng miteinander verbunden. Deshalb wollen die Görlitzer Werkstätten einen gelebten Arbeitsschutz aufbauen. Sie wollen sich darüber austauschen? Kontaktdaten und Informationen zu den Görlitzer Werkstätten finden Sie unter: www.goewerk.de


Der Autor: Michael Timm arbeitet in der Verwaltung der Görlitzer Werkstätten und ist für die Öffentlichkeitsarbeit der Organisation verantwortlich.

Der Artikel erschien zuerst in der Ausgabe September 2022 des Verbandsmagazins anspiel. mit dem Schwerpunktthema "Gesund arbeiten". Das Heft können Sie hier herunterladen.

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news-8998 Fri, 17 Feb 2023 10:16:13 +0100 Parität diskutiert: Wie kann die ambulante Pflege gestärkt werden? https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/paritaet-diskutiert-wie-kann-die-ambulante-pflege-gestaerkt-werden/ Im Februar kam der neue Fachbeirat Ambulante Pflege zu einer Klausurtagung zusammen und hat über die drängendsten Herausforderungen diskutiert. Die Runde verständigte sich auf gemeinsame Ziele, für die sich der Landesverband künftig stark machen soll. Dabei geht es unter anderem um Personalgewinnung und die Refinanzierung. Im Februar kam der neue Fachbeirat Ambulante Pflege zu einer Klausurtagung zusammen und hat über die drängendsten Herausforderungen diskutiert. Die Runde verständigte sich auf gemeinsame Ziele, für die sich der Landesverband künftig stark machen soll. Dabei geht es unter anderem um Personalgewinnung und die Refinanzierung.

Die ambulante Pflege ist unter Druck

Die Personalnot spitzt sich zu, während die Zahl der Pflegebedürftigen in Sachsen deutlich steigt. Der Arbeitsalltag ist bestimmt durch eng getaktete Pflegezeiten und immer neue Anforderungen - sei es durch die Pandemie oder die Umsetzung vieler Pflegereformen in den zurückliegenden Jahren. Der Fachbeirat hat sich daher mit der Frage beschäftigt, was sich ändern muss, damit ambulante Pflegekräfte im Arbeitsalltag spürbar entlastet werden und der Pflegeberuf zukunftsfähig und attraktiver wird.

In der Debatte wurde schnell deutlich, wie wichtig eine verlässliche Pflege zu Hause ist, denn viele Menschen sind darauf angewiesen. Ambulante Pflege versorgt nicht nur Ältere, sie entlastet pflegende Angehörige und versorgt Patientinnen und Patienten beispielsweise nach einem Unfall oder im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt.

Arbeitsbedingungen verbessern und Fachlichkeit stärken

Die Fachleute waren sich einig, dass die ambulante Pflege verlässliche Teamstrukturen und mehr Planbarkeit im Arbeitsalltag braucht. Um dies zu erreichen, sollte langfristig eine klare Personalbemessung eingeführt werden, wie es sie in der stationären Pflege bereits gibt. Kurzfristig könnten Personal-Puffer und Pool-Lösungen dabei helfen, zusätzliche Aufgaben und Personalausfälle im laufenden Betrieb abzufangen. Hier hat der Freistaat Sachsen Handlungsspielräume, die genutzt werden sollten.

Damit Qualifikationen sich auszahlen, sollte der bereichsübergreifende Einsatz von Pflegekräften erleichtert werden. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sollte zudem auch die ambulante Pflege für weitere geeignete Berufsgruppen, wie zum Beispiel Heilerziehungspfleger*innen, geöffnet werden. Dafür notwendige Zusatzqualifikationen, beispielsweise im Bereich der Behandlungspflege, sollten modulhaft erworben werden können und von den Kostenträgern anerkannt und refinanziert werden. Von hoher Fachlichkeit profitieren auch die Pflegebedürftigen.

Ganz grundsätzlich wünschen sich die Mitglieder im Fachbeirat mehr Zeit für eine ganzheitliche Pflege. Sie wollen sich in ihrer Arbeit wieder mehr an den tagesaktuellen Bedürfnissen des Pflegebedürftigen orientieren, müssen derzeit aber vorrangig in abrechenbaren Einzelleistungen denken.

Transparente und angemessene Finanzierung umsetzen

Eine wesentliche Voraussetzung für eine starke ambulante Pflege ist eine angemessene Vergütung bzw. Refinanzierung der Pflegeleistungen. Doch die Berechnungsgrundlagen sind in diesem Bereich bis heute intransparent. Zudem sind die Kostensteigerungen der letzten Jahre nicht ausreichend abgebildet und müssen von den Trägern selbst erwirtschaftet werden.

Für eine solide Finanzierung der ambulanten Pflege ist somit ein transparentes Kalkulationsschema notwendig, das bei den Verhandlungen mit den Kostenträgern zugrunde gelegt werden kann. Auch der sächsische Enquete-Bericht Pflege hat eine bessere „Vergütungsstruktur für Pflegeleistungen sowie eine Anpassung an die heutigen hohen Anforderungen der Leistungserbringer“ angemahnt. In der Diskussion hat Andrea Wetzel aus dem Referat Entgelte konkrete Anregungen für ein Kalkulationsschema gesammelt, die nun aufbereitet werden.

Pflegepaket für Sachsen muss kommen

Claudia Österreicher, im Referat Altenhilfe/Pflege zuständig für die Ambulante Pflege, stellt abschließend fest: “Das war eine konstruktive Diskussion. Für eine starke ambulante Pflege braucht es eine bessere Personalausstattung, die vereinfachte Anerkennung von Qualifikationen und eine angemessene Vergütung der Pflegeleistung. Das im sächsischen Koalitionsvertrag angekündigte Pflegepaket für Sachsen muss nun zügig kommen und diese Lösungsvorschläge aufgreifen.”


Kontakt:

Claudia Österreicher (Referentin Altenhilfe und Pflege)

Tel.: 0351 - 828 71 143
E-Mail: claudia.oesterreicher(at)parisax.de

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news-8995 Wed, 15 Feb 2023 09:13:19 +0100 24.2.2023 - Solidarität mit der Ukraine https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/2422023-solidaritaet-mit-der-ukraine/ Am 24. Februar jährt sich der Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Ein breites gesellschaftliches Bündnis lädt aus diesem Anlass am Jahrestag ab 16.30 Uhr auf den Neumarkt in Dresden, um gemeinsam seine Solidarität mit der Ukraine zu bekunden. Der Paritätische Sachsen unterstützt dieses Anliegen. Unter dem Motto "Trauer, Wut, Solidarität und Dankbarkeit zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine" lädt ein Bündnis am 24.2.2023 ab 16.30 Uhr auf den Dresdner Neumarkt ein.

Im Aufruf heißt es:

"Am 24. Februar jährt sich der Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Die Folgen dieses Überfalls sind Zehntausende Tote, Zerstörung von Städten, Wohnhäusern und Infrastruktur sowie die laut den Vereinten Nationen größte Flüchtlingsbewegung seit dem Ende des 2. Weltkrieges.

Am 24. Februar trauern wir um die Opfer und gedenken des kaum vorstellbaren Leids, das den Menschen in der Ukraine zugefügt wurde und wird. Und wir sind wütend auf die Aggressoren, die morden, bomben und Terror verbreiten. Die Taten verlangen nach einer gerichtlichen Aufarbeitung. Die internationale Gemeinschaft darf nach diesem Krieg nicht zur Tagesordnung übergehen.

Am 24. Februar wollen wir als Dresdner Bürgerinnen und Bürger unsere Solidarität mit der Ukraine und den geflüchteten Menschen bekunden. Wir möchten die Menschen in Europa aus Politik und Gesellschaft darin bestärken, auch weiterhin an der Seite der Ukraine zu stehen. Wir wissen, dass auch unsere Freiheit in der Ukraine verteidigt wird.

Wir von der ukrainischen Gemeinschaft in Dresden denken am 24. Februar an die großartige Solidarität und Unterstützung, die uns im letzten Jahr insbesondere hier sowie in ganz Deutschland zuteil wurde. Wir danken der Stadt Dresden, den Institutionen und besonders den Dresdnerinnen und Dresdnern aus tiefstem Herzen dafür.

Wir, Menschen aus der Ukraine und aus Dresden, wollen gemeinsam bei einer Veranstaltung am
Freitag, den 24. Februar 2023 ab 16.30 Uhr auf dem Neumarkt in Dresden
an den Krieg und die schrecklichen Folgen erinnern.
Lasst uns zusammenstehen."

Der Paritätische Sachsen unterstützt das Anliegen des Aufrufs und lädt alle ein, sich an der Veranstaltung zu beteiligen.

Weitere Informationen lesen Sie auf: www.standwithukrainedresden.de

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news-8863 Wed, 15 Feb 2023 05:15:00 +0100 Nachhaltigkeit: Einfach anfangen! https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/nachhaltigkeit-einfach-anfangen/ Nachhaltigkeit und Soziale Arbeit zusammenzubringen, erscheint im ersten Moment nicht leicht. Die Lebenshilfe Annaberg hat sich dieser Aufgabe gestellt und ein Nachhaltigkeitskonzept entwickelt. Wir sprachen darüber mit deren Geschäftsführer Sebastian Groß. Nachhaltigkeit und Soziale Arbeit zusammenzubringen, erscheint im ersten Moment nicht leicht. Die Lebenshilfe Annaberg hat sich dieser Aufgabe gestellt und ein Nachhaltigkeitskonzept entwickelt. Wir sprachen darüber mit deren Geschäftsführer Sebastian Groß.

Herr Groß, ein Nachhaltigkeitskonzept für ein Unternehmen umzusetzen, klingt nach einer beträchtlichen Aufgabe. Welche Vorbehalte gab es und wie sind Sie diesen begegnet?

Sebastian Groß: Ich denke, es ist normal, dass Veränderungen für Verunsicherung sorgen. Natürlich gab es in der Mitarbeiterschaft durchaus die Frage: „Ist das überhaupt notwendig?“ Verunsicherung fußt jedoch oft auf Unwissen, weshalb wir in allen Teams Workshops zur Nachhaltigkeit organisiert haben. Dort sind wir darüber ins Gespräch gekommen, was alle Beteiligten unter Nachhaltigkeit verstehen und welche Ideen es schon gibt. Mittels eines Brainstormings beteiligten wir die Mitarbeitenden direkt am Prozess und motivierten so, sich näher mit dem Thema auseinanderzusetzen. Davon profitieren wir noch jetzt, da immer wieder Anregungen aus der Belegschaft kommen. Als Leitungskreis befassten wir uns dann zwei Tage lang intensiv mit Nachhaltigkeit und diskutierten deren Implementierung.

Wie haben Sie Prioritäten gesetzt?

Sebastian Groß: Natürlich haben wir versucht, das Thema für uns fassbar zu machen und auch die Auswertung der besagten Workshops half dabei, Schwerpunkte zu identifizieren. Konkrete Prioritäten haben wir in diesem Sinne anfangs nicht gesetzt. Viel entscheidender war, dass wir direkt mit jenen Dingen begonnen haben, die sich relativ leicht umsetzen ließen. Wir haben beispielsweise auf Ökostrom umgestellt, wechselten zu einer nachhaltig wirtschaftenden Bank, stellten in den WfbM auf Mehrwegsysteme um und verzichten nach Kräften auf Einwegprodukte. Das sind alles Maßnahmen, die nicht mit hohen Kosten verbunden sind. Zudem gibt es Fördermittel, die bei der Umstellung helfen, wie beispielsweise die Wallbox-Förderung für E-Autos. Zu sehen, wie diese ersten Schritte konkret wirken, beflügelt für das weitere Vorgehen. Stück für Stück haben wir alles in einen konzeptuellen Rahmen gegossen und tun das auch heute noch, da immer wieder Erkenntnisse und Ideen dazukommen. Hilfreiche Impulse erhalten wir außerdem durch das Projekt „Klimaschutz in der Sozialen Arbeit stärken“ des Paritätischen Gesamtverbandes, bei dem wir seit Anfang 2022 mitwirken.

Worauf sollten Organisationen achten, wenn sie sich der Nachhaltigkeit nähern wollen?

Sebastian Groß: Sowas kann nur gelingen, wenn man alle Mitarbeitenden mitnimmt und die Vorteile in den Mittelpunkt rückt. Bei Nachhaltigkeit darf keine Verzichtsdebatte geführt werden. Der Klimawandel ist ein Fakt und wir brauchen neue Lösungen. Das bedeutet nicht Verzicht, sondern neu zu denken und Chancen zu ergreifen. Und das können wir in der Sozialen Arbeit sehr gut. Nur weil man bestimmte Dinge schon immer so gemacht hat, ist das nicht gleichbedeutend damit, dass man sie schon immer gut gemacht hat. Ja - bei allen positiven Effekten, die es zu erreichen gibt, heißt es an einigen Stellen, die sprichwörtliche Komfortzone zu verlassen. Für uns kann ich feststellen, dass sich das bisher sehr gelohnt hat.

Weil der Diskurs über Nachhaltigkeit leicht zu politischen Fragen führen kann, haben wir gute Erfahrungen damit gemacht, diese Dimension aus den Diskussionen herauszuhalten. Im Mittelpunkt muss klar stehen, was vor Ort im Unternehmen getan werden kann. Leitfrage ist: Welche Ideen wollen wir hier umsetzen? Man ist überrascht, was alles geht und welche Möglichkeiten sich eröffnen. Gleichzeitig sollte nichts überstürzt werden. Mit dem Motto „Schritt für Schritt“ sind wir bisher gut gefahren.

Als Geschäftsleitung hätte ich gerne eine Checkliste gehabt, an der ich mich Punkt für Punkt hätte entlangarbeiten hätte können, um am Ende bei einem Nachhaltigkeitskonzept zu landen. Die hatten wir nicht. Aber vielleicht war das wiederum auch gut so, da der Austausch dabei half, die Idee der Nachhaltigkeit im Team und der täglichen Arbeit zu verankern.

Welchen Nutzen bringt das Nachhaltigkeitskonzept für die Kernaufgaben der Lebenshilfe Annaberg?

Sebastian Groß: Nachhaltigkeit ist ja mehr als Umwelt- und Klimaschutz. Es geht um einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz. Die UN benennt immerhin 17 Nachhaltigkeitsziele. Die soziale Komponente spielt dabei eine wichtige Rolle. Dazu gehören bei uns beispielsweise faire und tarifliche Löhne, familienfreundliche Arbeitszeiten, gelebte Gleichberechtigung, Angebote der persönlichen Fort- und Weiterbildung sowie die Wertschätzung aller.

Ich bin davon überzeugt, dass dies zu unserer Arbeitgeberattraktivität beiträgt und unsere Position im Wettbewerb um Fachkräfte stärkt. In Gesprächen bemerke ich immer wieder, dass Mitarbeitende ein gutes Gefühl dabei haben, in einer Organisation tätig zu sein, die nicht nur mit ihrem Kerngeschäft einen gesellschaftlichen Beitrag leistet, sondern auch darüber hinaus. Sowas motiviert nicht nur die Mitarbeitenden, sondern auch mich und die anderen Leitungskräfte. Wenn wir als Team mit dieser Grundeinstellung an unsere jeweiligen Aufgaben herangehen, spüren das selbstverständlich auch unsere Klient*innen. Ganz konkret erleben diese es zudem auf dem eigenen Teller. Denn gesunde Ernährung gehört ebenfalls zur Nachhaltigkeit. Hinsichtlich der Verpflegung haben wir in der letzten Zeit einige Veränderungen vorgenommen. Zudem achten wir darauf, dass die Lebensmittel möglichst aus der Region kommen.

Was würden Sie sich wünschen, um hinsichtlich der Nachhaltigkeit weiterzukommen?

Sebastian Groß: Ein Wunsch wäre natürlich, dass wir eine Fachkraft einstellen könnten, die sich des Themas vollumfänglich annehmen und dessen Umsetzung koordinieren kann. Die Frage muss ohnehin gestellt werden, inwieweit Aktivitäten zur Nachhaltigkeit künftig in die Finanzierung Sozialer Arbeit mit eingepreist werden sollten. Es gibt bereits verschiedene Förderprogramme, über die sich einzelne Aspekte abdecken lassen. Doch das geht immer mit einer Vielzahl an verschiedenen Förderverfahren einher, die dann ihrerseits bürokratische Erfordernisse mit sich bringen. Auch auf dieser Ebene muss neu gedacht werden, wenn wir als Gesellschaft nachhaltiger werden wollen.

Herr Groß, herzlichen Dank für das Gespräch.


Sebastian Groß verfolgt gemeinsam mit seinem Team das Ziel, die Lebenshilfe Annaberg e.V. zu einer nachhaltigen Organisation umzubauen. Sie wollen sich dazu austauschen? Kontaktdaten finden Sie unter: www.lebenshilfe-annaberg.de


Das Interview erschien zuerst in der Ausgabe September 2022 des Verbandsmagazins anspiel. Das Heft können Sie hier herunterladen.

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news-8860 Thu, 09 Feb 2023 06:07:00 +0100 Gesund arbeiten: Im Team zum gesunden Team https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/gesund-arbeiten-im-team-zum-gesunden-team/ Zur Gesunderhaltung des Teams hilft es nicht, ein paar förderliche Maßnahmen anzubieten. Die Beschäftigten in ihren Bedarfen abzuholen und sie zu beteiligen, ist ein viel wichtigerer Schritt zum Erfolg. Ein Bericht aus der Lebenshilfe Oschatz. Zur Gesunderhaltung des Teams hilft es nicht, ein paar förderliche Maßnahmen anzubieten. Die Beschäftigten in ihren Bedarfen abzuholen und sie zu beteiligen, ist ein viel wichtigerer Schritt zum Erfolg.

Das weiß auch die Oschatzer Lebenshilfe. Der Verein ist mit seinen rund 350 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber der Region. Das Angebot reicht vom Kindergarten über ein Familienhaus, ein Wohnheim für Kinder und Jugendliche bis hin zu Wohn-Pflege-Einrichtungen und betreutem Wohnen, Tagesbetreuungsangeboten und einer Werkstatt für behinderte Menschen. Neben klaren Strukturen verlangt dies einen unverstellten Blick auf die Beschäftigten und die Übernahme hoher Verantwortung für alle Mitarbeiter*innen. Somit wurde in Kooperation mit der AOK Plus 2017 ein betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) installiert.

Belastungen im Arbeitsalltag erkennen

„Je nach Arbeitsbereich, Situation und Schichtdienst kommt es immer wieder zu Zeitdruck, Stress sowie zu körperlichen und psychischen Belastungen. Diese Faktoren führten leider auch zu Erkrankungen von Teammitgliedern“, berichtet Manja Elschner, Mitglied der Geschäftsleitung und verantwortlich für das Betriebliche Gesundheitsmanagements (BGM). „Die Tätigkeiten in unseren Einrichtungen und Diensten sind anspruchsvoll. Da braucht es hohe fachliche und soziale Kompetenz gepaart mit persönlichem Engagement. Die besonders großen Herausforderungen meistern unsere Teams oft durch gegenseitiges Achtgeben und anhand von Wertschätzung untereinander. Die vergangenen Jahre brachten daher nicht nur Schwachstellen zu Tage, sondern führten auch zu einem spürbaren Schulterschluss innerhalb der Teams.“

Mitarbeitende einbinden

Um die Belastungsfaktoren genauer kennen zu lernen und Stressoren zu identifizieren, befragte die Lebenshilfe Oschatz ihre Beschäftigten. Organisatorisch eine Meisterleistung, denn es wurden Gespräche in sechzehn Einrichtungen geführt. Dafür nahmen sich alle Beteiligten ausreichend Zeit. Insbesondere dieser Aspekt wurde von den Befragten als Zeichen der Wertschätzung und als Interesse an deren Beteiligung wahrgenommen.

„Die Befragten nannten beispielsweise mentalen Stress, Kopfschmerzen und den Umgang mit schwierigen Situationen“, fasst Nadine Hallbauer, Mitglied der Geschäftsleitung, zusammen und erklärt: „Im Ergebnis haben wir Arbeitszirkel für Qualität, Arbeitsschutz und Mitwirkung ins Leben gerufen. Es gelang, das Personal in die Veränderungsprozesse einzubinden, wie unter anderem in die Entwicklung eines Leitbildes sowie von Leitlinien für die tägliche Arbeit. Auf Führungsebene beschäftigten wir uns unter anderem mit Fragen des gesunden Führens. Infolgedessen sind Vorstand, Einrichtungsleitungen und der Fachbereich Organisation, Planung & Kommunikation stärker zusammengewachsen. Wir agieren nun gemeinsam und übergreifend beim Arbeits- und Gesundheitsschutz.“

Präventive und gesundheitsfördernde Angebote schaffen

Nach der Auswertung der Befragung und internen Gesprächen wurde eine Vielzahl präventiver und gesundheitsfördernder Angebote ins Leben gerufen. Mittels dieser soll den täglichen Belastungen entgegengewirkt und die gesunde Lebensführung im Arbeitsalltag unterstützt werden. Neben Klassikern wie Rückentraining beteiligen sich Teammitglieder an regionalen Teamläufen oder am internen Inklusionslauf. Darüber hinaus werden Gesundheitstage, betriebsärztliche Vorsorgeuntersuchungen, Fachvorträge, Entspannungsübungen oder Angebote zur Burnout- Prophylaxe sowie zum Umgang mit Ängsten oder Stress angeboten. Die Rückmeldungen sind durchweg positiv.

„Das Gesundheitsmanagement ist eine wichtige Säule für uns. Die Angebote etablieren sich und die anfängliche Skepsis einiger Kolleg*innen ist der Neugier gewichen. Doch auch wenn sich in der Belegschaft nachweislich ein Bewusstsein für Gesundheitsthemen entwickelt, müssen wir dranbleiben und die Leute ins Boot holen“, so Manja Elschner.

So drohen einige Dinge trotz anfänglicher Erfolge im Sande zu verlaufen. Beispielsweise ist der Zulauf zum Rücken-Fit-Angebot nach dem ersten Ansturm abgeebbt, obwohl der Wunsch danach wiederholt geäußert wurde. Einen Grund dafür sieht die BGM-Verantwortliche auch im Schichtsystem, das einer regelmäßigen Teilnahme durchaus entgegenstehen könne. Nadine Hallbauer sieht noch andere Hürden: „Sichtbar wurde nicht nur die oftmals fehlende Zeit, um das Resilienztraining zu nutzen, sondern auch die teilweise fehlenden personellen Ressourcen traten zu Tage. Die Kurse und Angebote gestalteten in der Regel Mitarbeiter*innen aus dem eigenen Haus. Hier müssen wir neue Lösungen finden.“ Regelmäßige Steuerkreise sollen nun nachjustieren. Dabei wird es auch um die Vereinbarkeit mit dem Schichtsystem gehen.

Sichtbarer Effekt: Weniger krankheitsbedingte Fehltage – mehr Motivation

Dass sich die Gesundheitsförderung auszahlt, ist an weniger krankheitsbedingten Fehltagen, einer positiveren Unternehmenskultur und der gesteigerten Wertschätzung im Miteinander abzulesen. Nadine Hallbauer macht dies für sich auch daran fest, dass sich die Mitarbeiter*innen mehr einbringen. Das sei das Ergebnis von aktivem Zuhören, Transparenz und klarem Positionieren: Was ist gleich, was nicht sofort umsetzbar?

Das Gesundheitsmanagement der Oschatzer Lebenshilfe ist als ganzheitlicher, nachhaltiger Prozess angelegt. Er entwickelt sich offen und kann Impulse aufnehmen. „Ich denke, mit diesem Prozess ist man nie am Ende, da sich Bedarfe und Belastungsfaktoren auch verändern können. Wir wollen weitere Möglichkeiten aufzeigen und dabei eng an dem sein, was die Beschäftigten für ein gesundes und motiviertes Arbeiten brauchen“, sagt Nadine Hallbauer.

Manja Elschner versteht das Gesundheitsmanagement als nachhaltige Investition in die Zukunft. Sie zieht ein positives Fazit: „Der Impuls des Mitgestaltens ist angekommen. Wir erleben eine neue Diskussionskultur. Tatsächlicher Austausch findet statt. Ich bin froh, wenn Dinge, die nicht gefallen, angesprochen werden. Offenbar tragen die persönlich empfundene Sicherheit und der passende Gesprächsrahmen dazu bei.“


Sie möchten sich mit der Lebenshilfe Oschatz austauschen? Näheres zu unserem Mitglied und die passenden Kontaktdaten finden Sie unter: www.lebenshilfe-oschatz.de


Die Autorinnen: Manja Elschner und Nadine Hallbauer sind besondere Vertreterinnen der Lebenshilfe Oschatz. Gemeinsam mit dem geschäftsführenden Vorstand sind sie für die Geschäftsleitung verantwortlich.

Der Artikel erschien zuerst in der Ausgabe September 2022 des Verbandsmagazins anspiel. mit dem Schwerpunktthema "Gesund arbeiten". Das Heft können Sie hier herunterladen.

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news-8946 Mon, 06 Feb 2023 06:50:00 +0100 Kommentar: Kitas am Limit - Personalreserve und Bildungsqualität https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/kommentar-kitas-am-limit-personalreserve-und-bildungsqualitaet/ Ab Herbst 2023 werden Ausfallzeiten bei der personellen Ausstattung in Sachsens Kitas stärker berücksichtigt. Ein richtiger Schritt, findet unsere Bildungsreferentin Anne Cellar. Vom Aufbau einer Personalreserve könne jedoch noch keine Rede sein. Ab Herbst 2023 werden Ausfallzeiten bei der personellen Ausstattung in Sachsens Kitas stärker berücksichtigt. Ein richtiger Schritt, findet unsere Bildungsreferentin Anne Cellar. Vom Aufbau einer Personalreserve könne jedoch noch keine Rede sein.

„Starke Kitas, gute Schulen“ lautet das Motto des Kultusministeriums hinsichtlich der sächsischen Bildungspolitik und alle Regierungsfraktionen eint das Ziel, die Bildungsqualität stärken zu wollen. Das klingt gut. Zudem sind wir eines der wenigen Bundesländer, die dem Fachkräftemangel halbwegs entspannt entgegenblicken können. Freiwerdende Stellen können gut nachbesetzt werden, viele Absolvent*innen pädagogischer Berufe stehen in den Startlöchern und sinkende Kinderzahlen lassen den Druck auf die Orte frühkindlicher Bildung sinken. Soweit das Bild, welches Politik und Verwaltung zeichnen. Blicken wir in die Praxis, sieht es jedoch etwas anders aus.

Kita-Alltag: ein Balanceakt

Lassen Sie mich das beispielhaft darstellen: In einem Kindergarten leben und lernen täglich 100 Kinder. Sie werden zwischen 6 und 17 Uhr von neun Pädagog*innen begleitet. So weit sind wir noch im Bild von SMK und Politik. Leider findet sich die beschriebene Situation aber nur auf dem Papier wieder. Denn statistisch betrachtet sind in unserer Beispieleinrichtung täglich zwei Kolleg*innen krank, haben wohlverdienten Urlaub oder bilden sich fort. Nicht zu vergessen, dass die meisten Pädagog*innen nur in Teilzeit arbeiten. Konkret bedeutet dies, dass die Betreuung in den schwierig abzudeckenden Randzeiten halbwegs gelingt. Ferner erlaubt es die verringerte Personalausstattung auch noch, einen Ausflug abzusichern oder sich gegenseitig abzulösen, um wichtige Bildungsaufgaben zu erfüllen. Die Lage ist jedoch sprichwörtlich auf Kante genäht. Jede besondere Situation, die nun hinzukommt, bringt die Kita ins Straucheln.

Leider sind „besondere Situationen“ im Kita-Alltag gar nicht so besonders, sondern eher die Regel. Das heißt: Ein Kind hat ein neues Geschwisterkind bekommen und nässt neuerdings mehrmals am Tag ein. Ein anderes Kind ist sehr zurückgezogen und braucht Unterstützung, um teilzuhaben. Eines übt sich in Bewältigungsstrategien und beißt wiederholt andere Kinder. Wiederum ein anderes Kind teilt begeistert alles mit, was es gerade erlebt, und soll Gehör finden. Jedes Kind entwickelt sich unterschiedlich, hat eigene Themen und sein eigenes Tempo. Dem gerecht zu werden, ist Auftrag und Anspruch guter frühkindlicher Bildung. Mit der eingangs benannten theoretischen Personalausstattung ist das machbar - wenn da die Realität nicht wäre.

Ach, und dann ist da noch die Krankheitswelle. Leider verteilen sich Urlaub und Krankheit nicht gleichmäßig auf das Jahr und zudem auch noch planungstauglich zwischen Kindern und Fachkräften. Nein, es kommt in der Regel gehäuft. Der Ablauf, der dann folgt, ist immer gleich: Der Dienstplan wird angepasst. Die einzelnen Erzieher*innen betreuen noch mehr Kinder gleichzeitig, arbeiten mehr Stunden und verschieben private Angelegenheiten zum x-Mal. Ausflüge oder Projekte, Beobachtungen und pädagogische individuelle Begleitung? Fehlanzeige, denn jetzt geht nur noch der Betreuungsmodus. Und Eltern werden gebeten ihre Kinder früher abzuholen oder besser gleich zu Hause zu behalten.

Lösungen im Alltag, die keine sind

Welche Lösungen haben Einrichtungen derzeit zur Verfügung? Personaldienstleister werden eingesetzt, um die Lücken in den Teams zeitweise aufzufüllen. Bezüglich des Kinderschutzes und einer beziehungsorientierten Arbeit ist das jedoch mindestens bedenklich. Die Alternativen sind nicht besser: Familien durch Betreuungseinschränkung belasten oder das eigene Personal verschleißen.

Viele Einrichtungen setzen des Weiteren auf Transparenz und erstellen Notfallpläne, anhand derer sie die Auswirkungen der aktuellen Situation auf Betreuung, Bildung und Begleitung vor Ort darstellen. So sind alle Beteiligten im Bild. Das bessert die Lage zwar nicht, es macht diese aber sichtbar und ein Stück planbar. Es ist erschreckend, zu sehen, wie oft Kitas in Schieflage geraten.

Weg zur Bildungsqualität konsequent weiter gehen

Sie sehen: Das durch Politik und Verwaltung gezeichnete Bild ist mehr Wunschdenken als Realität. Aber seien wir fair - die sächsische Landesregierung ist nicht untätig. Sie sieht die Lücken und positioniert sich klar für Qualität. In den letzten Jahren wurden immer wieder kleine Schritte vollzogen, die zu Gunsten der Bildungsqualität gingen. Auch im aktuellen Doppelhaushalt sind Gelder eingestellt, mit denen ab Herbst die Fehlzeiten abgepuffert werden sollen. Mit Blick auf unsere Beispiel-Kita bedeutet das, dass eine Fachkraft mit 13 Wochenstunden zum Team hinzukommen könnte oder jede Fachkraft etwa 1,4 Stunden mehr zur Verfügung hat. Nur wirkt sich das auf den Betrieb leider kaum aus. Der Krisenmodus bleibt bestehen. Von einer Personalreserve, wie dieser Ausgleich nun benannt wird, können wir deshalb noch lange nicht sprechen. Die Personalreserve verdient diesen Titel erst, wenn die Fachkraft-Kind-Relation von 1:12 in der Kita erreicht ist und Personal darüber hinaus aufgebaut wird.

Zur Ehrlichkeit gehört jedoch auch, dass der Arbeitsmarkt aktuell nicht die Anzahl an Fachkräften hergeben würde, die wir dafür benötigen. Nun könnten wir sagen, die Kinderzahlen gehen perspektivisch zurück. Irgendwann gleicht sich das von allein aus. Das mag stimmen, doch dürfen wir diesen Moment nicht verpassen. Tritt er ein, müssen die Rahmenbedingungen für gute Bildungsqualität bereits gesetzt sein. Schon heute lassen sich demnach Maßnahmen ergreifen, die die jetzige Situation abmildern: mehr Möglichkeiten zur Berufsorientierung im sozialen Bereich, eine finanziell abgesicherte Ausbildung für zukünftige Fachkräfte und die Träger als Praxispartner, eine gestärkte Praxisanleitung, leichtere Anerkennung ausländischer Abschlüsse und ein klares Bekenntnis zur frühkindlichen Bildung. Das Ziel der starken Kitas teilen wir - gehen wir den Weg gemeinsam.


Kontakt:

Anne Cellar, Referentin Bildung

Tel.: 0351 - 828 71 146
E-Mail: anne.cellar(at)parisax.de

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